Die Beiträge gehen zurück auf eine im Jahr 2005 in Mannheim gehaltene Tagung zum Thema „Gendering Memory“. Die Autorinnen suchen nach Antworten auf bislang nur unzureichend von der Geschichtswissenschaft gestellte Fragen: Wie kann oder sollte eine (nationale) Erinnerungskultur aussehen, die Gender als Analysekategorie von historischen Ereignissen berücksichtigt? Welche Bedeutung hat die Erinnerung an historische Geschehnisse für die politische Partizipation und die Gestaltungsmöglichkeiten von Frauen? Welche Ereignisse oder Faktoren sind dafür verantwortlich, dass die Erinnerungen und Erfahrungen von Frauen in den Kanon der Gedächtniskultur integriert oder aber vergessen werden? Bislang, so die nüchterne Ausgangslage, richten sich die Erinnerungsdiskurse auf den öffentlichen, politischen Raum von Nationen, in dem Frauen nur eine untergeordnete Rolle spielen. Wenn sie erinnert werden, dann erst sehr spät (mit Beginn des 20 Jahrhunderts) und meist ahistorisch in kaum wechselnden Symbol- und Metaphernformen, als passive, fürsorgliche oder aufopfernde „Mutter der Nation“. Die Beteiligung von Frauen an historischen Ereignissen ist in der nationalen Erinnerungskultur des 19. und 20 Jahrhunderts entsprechend einseitig und geschlechtsspezifisch reduziert. Die Herausgeberinnen des Sammelbandes beginnen erstmals – abseits der bereits bestehenden Diskurse zu Geschlecht und Nationalsozialismus – systematisch dieses Desiderat aufzuarbeiten und epochenübergreifende Forschungsfragen anzuknüpfen. Mit dieser Ausrichtung ist dem Sammelband als grundlegendes Forschungskompendium ein Platz im Kanon der (gendersensiblen) Gedächtnisforschung sicher.