Die Schuldenkrise in den 80er-Jahren war eine Zäsur für die wirtschaftliche Entwicklung Lateinamerikas. Die 90er-Jahre wurden unter der Aufsicht internationaler Institutionen zu einem Jahrzehnt der strukturellen Erneuerung. Die Reformen konzentrierten sich auf die Privatisierung von Staatseigentum, den Abbau von Staatsschulden, auf makroökonomische Stabilität und Deregulation, Direktinvestitionen sowie Handelsliberalisierungen. Lateinamerika gewann zunehmend an Bedeutung für ausländisches Kapital, aber auch als Partner im internationalen Handel. Die USA verfolgen das Ziel, ihre bisherigen bilateralen Handelsbeziehungen mit Lateinamerika durch eine möglichst umfassende Freihandelszone die FTAA (Free Trade Area of the Americas) zu ersetzen. Aus diesem Grund stehen die USA der zunehmenden handelspolitischen Vernetzung lateinamerikanischer Staaten äußerst kritisch gegenüber. Auch die Europäische Union hat seit den 90er-Jahren ein wachsendes Interesse an einer verstärkten Institutionalisierung der wirtschaftlichen und politischen Beziehungen mit Lateinamerika. Umgekehrt haben auch lateinamerikanische Staaten den Wunsch, sich durch bilaterale Freihandelsabkommen mit der EU der US-amerikanischen Dominanz zu entziehen. Die Autoren beschäftigen sich im ersten Teil des Bandes mit einigen makroökonomischen Grundlagen des freien Handels. Im zweiten Teil wird das Problem der Korruption im Zusammenhang mit der Budgetierung der EU analysiert. Die Beiträge im umfangreichen dritten Teil sind Aspekten der politischen und wirtschaftlichen Integration zwischen der EU und Lateinamerika gewidmet; so werden die Rolle des Mercosur und die wechselseitigen Beziehungen zwischen Landwirtschaft und Freihandel erörtert. Im abschließenden vierten Teil werden regionale Aspekte untersucht, zum Beispiel die Entwicklung der Einkommensverteilung in den verschiedenen Regionen Argentiniens.