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/ 04.12.2014
Dietmar Schiller (Hrsg.)

A change is gonna come: Popmusik und Politik. Empirische Beiträge zu einer politikwissenschaftlichen Popmusikforschung

Berlin: Lit 2012 (Politik: Forschung und Wissenschaft 33); 338 S.; 34,90 €; ISBN 978-3-643-11429-7
Dieser Sammelband, der insgesamt 15 Beiträge umfasst, soll laut Herausgeber Dietmar Schiller als „Türöffner für eine transdisziplinäre politikwissenschaftliche Analyse von Politik, Popmusik und populärer Musik“ (22) fungieren. Bisher sei innerhalb der Disziplin die Popmusik eher als „randständiges gesellschaftspolitisches Phänomen“ (17) angesehen worden. Jedoch macht Schiller in seinem einleitenden Beitrag anhand diverser Beispiele (unter anderem Pussy Riot, Eurovision Song Contest in Baku, Konzerte für autokratische Herrscher, Einsatz von Popmusik bei der Folter in Guantanamo) deutlich, in welch unterschiedlichen Kontexten es zu einer Verschränkung von Politik und Popmusik kommen kann. Sigrid Baringhorst verortet den Untersuchungsgegenstand im interpretativen Zweig der politischen Kulturforschung, der sich seit den 1990er‑Jahren als Ergänzung zur einstellungsorientierten Forschung entwickelte. Dabei diskutiert sie die zwei zentralen politischen Funktionen von Popmusik – entweder „von oben“ (als Instrument der Machterhaltung durch die Herrschenden) oder „von unten“ (als Instrument der Veränderung, Reform oder Rebellion durch die Beherrschten). Jörg‑Uwe Nieland weist ergänzend darauf hin, dass seit dem Cultural Turn in der Politikwissenschaft und dem Aufstieg der Cultural Studies eine Zunahme an Forschung zu Politik und Popmusik zu beobachten sei. Eben dieser Paradigmenwechsel eröffne neue Möglichkeiten für die Politikwissenschaft, bestehende Machtverhältnisse zu kritisieren und Konfliktlinien zwischen Mandatsträgern, Parteien oder Ideologien auf der einen Seite sowie Musikern, Bands und Fans auf der anderen Seite zu beschreiben. Die weiteren Beiträge decken zentrale Themenbereiche des Forschungszweiges ab, wie zum Beispiel Protestkonzerte (Christian Brauckmann) oder die sogenannten Aid‑Konzerte (Anne Kristin Jacobsen), und widmen sich unterschiedlichen Musikgenres wie Blues, Soul oder Punk, wobei der Schwerpunkt mit insgesamt vier Beiträgen auf der Country‑Musik liegt. Den Abschluss bilden zwei Beiträge zu einer Kooperation des Herausgebers mit dem rock’n’popmuseum in Gronau. Insgesamt liefert der Band viele interessante Einsichten sowie zahlreiche Impulse für weitere Forschungsmöglichkeiten.
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Rubrizierung: 2.232.352.642.2632.343 Empfohlene Zitierweise: Christoph Mohamad-Klotzbach, Rezension zu: Dietmar Schiller (Hrsg.): A change is gonna come: Popmusik und Politik. Berlin: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/37845-a-change-is-gonna-come-popmusik-und-politik_42765, veröffentlicht am 04.12.2014. Buch-Nr.: 42765 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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