In der Schweiz kommt es von Zeit zu Zeit zu überraschenden politischen Veränderungen – etwa 1992 mit dem Nein zum EWR, 2009 mit dem Minarettverbot oder mit der Zuwanderungsinitiative 2014. Andere Themen harren dagegen jahre‑ und jahrzehntelang der Reform, so das Frauenstimmrecht (Abstimmung 1971/ Einführung im Kanton Appenzell Innerrhoden 1990) oder die „Zauberformel“ für die parteimässige Zusammensetzung im Bundesrat (1959/2003). Hintergrund für diese Besonderheiten in der viersprachigen, föderal strukturierten Eidgenossenschaft sind vor allem die direkt‑demokratischen Elemente der Verfassung. Der in Chemnitz lehrende Politikwissenschaftler Thomas Krumm legt zum besseren Verständnis des im Ausland oft unbekannten und unverstandenen politischen Systems der Schweiz in der Form eines Einführungswerkes ein Lehrbuch vor, das neben einer sorgfältigen Darstellung der zentralen Institutionen (polity) und Prozesse (politics) auch einen kurzen, nützlichen Überblick über ausgewählte Politikfelder der Eidgenossenschaft gibt, konkret in die Außenpolitik, die Wirtschaft‑ und Sozialpolitik sowie die Medienpolitik. Die Situation wird dabei stets in den internationalen Kontext gestellt, sodass den Leser_innen, auch mithilfe der beigefügten umfangreichen Datenübersichten, eine vergleichende Perspektive gut ermöglicht wird. Das Lehrbuch tritt so in fruchtbare Konkurrenz zur gleichnamigen Neuerscheinung des Berner Politikwissenschaftlers Adrian Vatter und dem nun bereits in dritter Auflage erschienenen Klassiker „Schweizerische Demokratie“ von Wolf Linder (vgl. die Buch‑Nr. 7469 und 43124). Leider fehlt ein Stichwortverzeichnis.