Die Beiträge des Bandes gehen auf eine im Februar 2008 am Ibero-Amerikanischen Institut der Stiftung Preußischer Kulturbesitz in Berlin abgehaltene kulturwissenschaftliche Tagung zurück, die die Erinnerungsbildung des Spanischen Bürgerkrieges in Literatur, Kunst und Film in der SBZ/DDR thematisiert. Ziel der Herausgeber ist es, das Spannungsfeld von offiziell-dogmatischer Erinnerungspolitik und individueller Erinnerungsarbeit herauszuarbeiten, um eine differenziertere Sicht einer heterogenen Erinnerungskultur zu gewinnen, die sich abseits des unmittelbar politisch-ideologischen Diskurses in eher kulturellen Medien wiederfand. Dieser Problemhorizont schlägt sich auch in der Gliederung des Buches nieder, das zunächst nach dem politischen Stellenwert des offiziellen Legitimationsdiskurses fragt, um dann anhand der Bereiche Literatur, Kunst und Film mögliche Abweichungen von diesem zu erörtern. Die Beiträge veranschaulichen, dass die Rezeption des Spanischen Bürgerkrieges in der DDR seit den 50er-Jahren bis in die 70er-Jahre einer starken Tendenz zur Kanonisierung und Mystifizierung, verbunden mit (Selbst-)Zensierung von Renegatenliteratur, unterlag, die inoffiziell durchaus hinterfragt, jedoch erst in den 80er-Jahren langsam durchbrochen werden konnte. Neben der materialreichen und differenzierten Beschreibung der ostdeutschen Erinnerungskultur des Spanischen Bürgerkrieges sind vor allem die Beiträge von Walther L. Bernecker, Rüdiger Reinecke und Inge Münz-Koenen aufschlussreich, die auch dessen bundesdeutsche Rezeption im Vergleich zur DDR erörtern.