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/ 21.06.2013
Alexander W. Nazarchuk

Ethik der globalen Gesellschaft. Eine Analyse im Lichte der sozialethischen Konzeption von Karl-Otto Apel. Aus dem Russischen übersetzt von Andrej Kritschewskij

Freiburg i. Br./München: Verlag Karl Alber 2009 (Alber Philosophie); 469 S.; geb., 49,- €; ISBN 978-3-495-48343-5
Der Moskauer Sozialphilosoph befasst sich mit der Ethik der globalen Gesellschaft und präsentiert auch gleich eine Kritik derselben. Infolge einer feststellbaren Divergenz zwischen Bevölkerungswachstum, Informationssteigerung und Ressourcenverbrauch sowie einer fundamentalen Verteilungsungleichheit „steht die Menschheit vor einer Weggabelung“ (12). In seiner Auseinandersetzung mit Apel und u. a. auch mit Jürgen Habermas entwickelt Nazarchuk aus dem Begriff der Kommunikationsrationalität ein Verständnis der Sozialordnung, aus dem sich gewisse politische Implikationen ableiten lassen – denn er „opponiert dem Liberalismus, Konservatismus und Sozialismus“ (161). Dennoch habe Apel mit dem Liberalismus das Rahmenprogramm der Prinzipien Demokratie, Rechtsstaat, freier Markt und bürgerlicher Gesellschaft gemeinsam. Dieser setze jedoch die politische über die ökonomische Rationalität und vertrete einen „methodologischen Sozialismus“ (196), der es verbiete, ihn als Liberalen zu klassifizieren. Zentral in den Ausführungen Nazarchuks ist der Begriff der Öffentlichkeit: Der Ursprung der Politik ist nicht auf institutionellem oder Systemniveau zu finden, sondern auf dem der politischen Kommunikation. In der Öffentlichkeit finden politische Diskurse statt, „wodurch soziale Institutionen erst legitimiert werden“ (204). Im Sinne der Diskursethik erwachsen der Globalisierung zahlreiche Probleme. Von hoher Bedeutung ist eine „Krise des Politischen“, die aus einer „Schwächung der Staatssouveränität“ (378) erwächst. Transnationale Korporationen, internationale Organisationen oder schlicht das Weltkapital drängen die traditionellen politischen Akteure zurück. Zudem verliert der Territorialfaktor, der eine der Grundlagen des Souveränitätsprinzips ist, an Bedeutung. So wird die demokratischen Grundlage der Legitimität untergraben, warnt der Autor. Die Globalisierung ändert vor allem die Grundlagen der Kommunikation und so steht am Ende der Gedanken Nazarchuks auch eine kommunikationstheoretische Globalisierungsdefinition.
Timo Lüth (TIL)
Student, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 5.42 Empfohlene Zitierweise: Timo Lüth, Rezension zu: Alexander W. Nazarchuk: Ethik der globalen Gesellschaft. Freiburg i. Br./München: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/30085-ethik-der-globalen-gesellschaft_35665, veröffentlicht am 26.07.2010. Buch-Nr.: 35665 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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