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/ 22.06.2013
Harald Bluhm / Karsten Fischer / Marcus Llanque (Hrsg.)

Ideenpolitik. Geschichtliche Konstellationen und gegenwärtige Konflikte

Berlin: Akademie Verlag 2011; XIII, 640 S.; 99,80 €; ISBN 978-3-05-005099-7
Die Festschrift anlässlich des 60. Geburtstages des Berliner – ganz präzise müsste es dann heißen – ideengeschichtlich sich verstehenden Politiktheoretikers Herfried Münkler versammelt in zwei thematischen Sektionen zahlreiche Beiträge seiner Schülerinnen und Schüler sowie Kolleginnen und Kollegen. Für Münkler – der einem breiten akademischen Publikum nicht zuletzt auch durch das in den 80er-Jahren zusammen mit Iring Fetscher herausgegebene, fünfbändige „Pipers Handbuch der politischen Ideen“ bekannt sein dürfte – ist, wie die Herausgeber in der Einleitung erläutern, die Ideengeschichte eine Art „Arsenal des politischen Denkens“ (X). Hieraus wiederum resultiert ein ambivalentes Verständnis der Ideengeschichte, wonach sie in sich die Funktionen von „Archiv und Laboratorium“ (IX) vereint. Ein solches Verständnis von Ideenpolitik formuliert damit gleichsam einen Anspruch an die Teildisziplin der Politischen Theorie insgesamt, nämlich es zu wagen, mehr zu sein als bloß Wissenschaft. Indem die Ideengeschichte historisch geronnene Erfahrungswerte im Zusammenhang mit der Formulierung von Politik erschließt, liefert sie gleichsam auch schon Orientierungsmuster für gegenwärtige wie künftige Gestaltungsaufgaben. Die Beiträge der ersten Sektion kreisen unter der Überschrift „Geschichtliche Konstellationen“ um konkrete ideengeschichtliche Rekonstruktionen in ideenpolitischer Absicht. Die Beiträge der zweiten Sektion nehmen sozusagen den umgekehrten Weg: Die politiktheoretische Gegenwartsdiagnostik der zeitgenössischen Demokratie schlägt hier eine Brücke zurück in die Geschichte. Beide Sektionen werden inhaltlich durch zwei wiederkehrende Motive verbunden: Das ist einmal das Motiv des Krieges und zum anderen dasjenige des Principe Machiavellis’. Beide Motive stellen überaus wichtige Wegmarken im langen – und hoffentlich noch lange andauernden – Wirken des Jubilars dar – und unterstreichen als tatsächlich vorfindbare Bindeglieder en passant die eingangs bereits erwähnte Ambivalenz einer Ideengeschichtsschreibung, die mit Hermann Hesses berüchtigtem Glasperlenspiel wahrlich nichts gemeinsam hat.
Matthias Lemke (LEM)
Dr. phil., Politikwissenschaftler (Soziologe, Historiker), wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
Rubrizierung: 5.15.35.415.42 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Harald Bluhm / Karsten Fischer / Marcus Llanque (Hrsg.): Ideenpolitik. Berlin: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/34399-ideenpolitik_41309, veröffentlicht am 22.03.2012. Buch-Nr.: 41309 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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