Die Beiträge entstanden überwiegend im Rahmen einer Tagung des Arbeitskreises „Verbände“ der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft. Ziel des Diskurses war die Auseinandersetzung zweier Teildisziplinen der Politikwissenschaft mit dem Systemwandel und der Praxis politischer Interessenvermittlung. Die Ausdifferenzierung und Fragmentierung des Akteursfeldes sowie der Organisationsformen öffentlicher und partikularer Interessen wird als Folge des Auseinanderdriftens von Lebenslagen und der strukturellen Veränderung von Wettbewerbsbedingungen in den Feldern Gesundheits-, Tarif-, Agrar-, Familien- Umwelt-, Verbraucherschutz- und Migrationspolitik anschaulich herausgestellt. Für staatliche Akteure stellt sich die Entwicklung in den unterschiedlichen Politikfeldern ambivalent dar. Einerseits zeichnet sich in den Analysen einiger Autoren ein Wandel des Korporatismus „von einer Struktur zur Strategie“ ab (Rehder, 270). Dabei gewinnt der Staat in seinen Beziehungen zu den Verbänden „situativ strategisch an Handlungsoptionen, gleichzeitig muss er jedoch auch Kontrollverluste in Kauf nehmen“. Andererseits könne angesichts der unübersichtlichen Beziehungen zwischen staatlichen Akteuren und organisierten Interessen jedoch ebenso vom Ende der „Ära des Korporatismus“ gesprochen werden, obwohl an dessen Stelle „kein neuer Pluralismus“, sondern eher „eine Vielzahl unterschiedlich strukturierter Policy Communities und Issue Networks“ (272 f.) trete.