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/ 04.06.2015
Thomas N. Pfohl

Katastrophenmanagement in Deutschland. Eine Governance-Analyse

Berlin: Lit 2014 (Politikwissenschaft 197); 239 S.; brosch., 34,90 €; ISBN 978-3-643-12584-2
Politikwiss. Diss. Heidelberg; Begutachtung: M. G. Schmidt, R. Zohlnhöfer. – Nachdem „der Schutz der Bürger über ein Jahrzehnt in der politischen und öffentlichen Wahrnehmung ein, wenn überhaupt, Randphänomen darstellte“ (49), haben die Terroranschläge im Jahr 2001 sowie die Elbe‑Hochwasser 2002 in Deutschland zu einer Zeitenwende des Katastrophenmanagements geführt, so der Eindruck von Thomas N. Pfohl. Er analysiert die „Governance‑Formen und Mechanismen zur Problembewältigung im Katastrophenmanagement zwischen den Jahren 2001 und 2012“ (8) anhand nichtstandardisierter Interviews mit Experten aus Bund und Ländern, Regionen und Kommunen sowie mit nichtstaatlichen Akteuren. Der Staat als Grundrechtsgarant müsse seinem Schutzauftrag für die Bürger besonders im Angesicht von menschen‑ und naturbedingten Katastrophen nachkommen, weshalb der Katastrophenvorsorge eine besondere Bedeutung obliege, so der Anspruch. Dies spiegelt sich auch in den Aussagen Pfohls wider. Durch die unterschiedlichen Zuständigkeiten – die erste Verantwortung beim Katastrophenschutz in Deutschland liegt bei den Landräten – entstehe eine gefährliche Interdependenzproblematik im Katastrophenmanagement, die spezielle Kooperationsstrukturen erforderlich mache. So brauche es beispielsweise zur Abstimmung zwischen einzelnen Ländern oder zur Zusammenarbeit zwischen Ländern und dem Bund zuerst ein Amtshilfeersuchen. Auf Bundesebene seien das Bundesinnenministerium, die Bundeswehr und das Bundesministerium für Bildung und Forschung relevante Akteure. Letzteres vereine durch ein Programm für die zivile Sicherheitsforschung „universitäre, außeruniversitäre, Ressort‑ und Industrieforschung“ mit dem Ziel der „Verbesserung der inneren Sicherheit durch innovative Lösungen“ und der „Stärkung der ressortübergreifenden Zusammenarbeit“ (187). So positiv die Ressourcenausstattung und die feststellbar verstärkten Bemühungen eines effizienten Interdependenzmanagements auch zu werten seien, noch überwiegen die Probleme. So kritisiert Pfohl unverhohlen den „Flickenteppich von unterschiedlichen Ausformungen des Katastrophenmanagements“ (198), da ein gemeinsames Agieren, was im Katastrophenfall unerlässlich sein könne, so unnötig erschwert werde.
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Rubrizierung: 2.3432.325 Empfohlene Zitierweise: Simone Winkens, Rezension zu: Thomas N. Pfohl: Katastrophenmanagement in Deutschland. Berlin: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/38489-katastrophenmanagement-in-deutschland_46585, veröffentlicht am 04.06.2015. Buch-Nr.: 46585 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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