Skip to main content
/ 19.11.2015
Claudia Burkhard

Kulturpolitik als Strukturpolitik? Konzepte und Strategien deutscher und italienischer Kulturpolitik im Vergleich

Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 2015 (Studien zur Kulturpolitik 17); 567 S.; 91,95 €; ISBN 978-3-631-66031-7
Diss. Bonn; Begutachtung: P. Geyer, T. Mayer. – Welche Potenziale als Strukturpolitik hat die Kulturpolitik in Italien und Deutschland? Der Antwort dieser Frage nähert sich die Autorin über einem Vergleich, in dem sie die Besonderheiten und die Normalität in der jeweiligen Entwicklung herausarbeitet. Der breite Fokus der Studie zeigt sich dabei in den insgesamt zwölf forschungsleitenden Fragen, die Claudia Burkhard auflistet. So untersucht sie unter anderem die historische Entwicklung seit 1945, grundlegende Strukturen, finanzielle Ausstattung, Ziele, Publikum, die Rolle von privaten Sponsoren sowie Prestige, Legitimität und die Herausforderungen von Kulturpolitik. Sie bezieht sich dabei in zwei analogen Fallstudien auf Essen und Turin. Die Datenerhebung nimmt sie mittels leitfadengestützter, problemzentrierter Expert_innen‑Interviews vor. Als Interviewpartner_innen wählte sie Mitarbeiter_innen von Behörden und Verbänden, die ihrer Einschätzung nach Einfluss auf die Kulturlandschaft haben. Schon bei dem Verständnis vom Begriff der Kultur gebe es deutliche nationale Unterschiede, konstatiert die Autorin: In Italien beziehe er sich historisch mehr auf den legislativen Schutz des Kulturerbes als zentrale politische Aufgabe. In Deutschland sei der Kulturbegriff dagegen schon seit den 1970er‑Jahren diskursorientiert, „gesellschaftspolitisch und kooperativ ausgerichtet“ (101). Burkhard resümiert, dass die Kulturpolitik strukturell in beiden Ländern durch finanzielle Einschränkungen, Zwang zu mehr Vernetzung und Kooperation sowie die Ausrichtung auf kulturelle Bildung, Tourismus und Kultur‑ beziehungsweise Kreativwirtschaft geprägt sei. Das deutsche Ideal einer „Kulturpolitik für alle“ (501) bleibe ein bisher unerreichtes Ziel, trotz niedrigschwelliger Angebote. In Italien erweise sich insbesondere das „umfangreiche Kulturerbe“ als „Fluch und Segen“ (500) zugleich. Durch den starken Schwerpunkt auf Erhalt drohe das Land den Anschluss an die Entwicklung des internationalen Kulturbetriebs zu verpassen. Kunst und Kultur, so das Fazit der Autorin, müssten allgemein verstärkt in den Mittelpunkt der Politik rücken, um zur gesellschaftlichen Weiterentwicklung beitragen zu können. Wenn in der sehr umfangreichen und detaillierten Arbeit etwas fehlt, dann sind es die Übersetzungen für die italienischen Zitate.
{WDE}
Rubrizierung: 2.2632.212.612.3132.3252.3432.315 Empfohlene Zitierweise: Wolfgang Denzler, Rezension zu: Claudia Burkhard: Kulturpolitik als Strukturpolitik? Frankfurt a. M. u. a.: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/39105-kulturpolitik-als-strukturpolitik_47544, veröffentlicht am 19.11.2015. Buch-Nr.: 47544 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
CC-BY-NC-SA