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/ 21.06.2013
Jochen Staadt / Tobias Voigt / Stefan Wolle

Operation Fernsehen. Die Stasi und die Medien in Ost und West

Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2008; 447 S.; 29,90 €; ISBN 978-3-525-36741-4
Die Deutschen seien auch in den Jahren der Teilung immer „ein einig Volk der Radiohörer und Fernsehzuschauer“ gewesen, schreiben die Autoren. Aus dieser „Existenz einer Art kultureller Einheit“ (24) ergab sich eine besondere Aufmerksamkeit, mit der die SED und das MfS die Massenkommunikationsmittel in Ost und West bedachten. Die Tätigkeit des MfS in und gegenüber den Rundfunkanstalten der beiden deutschen Staaten ist das Thema der in diesem Buch publizierten Forschungen. Sie sind das Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen dem Forschungsverbund SED-Staat der FU Berlin und der Historischen Kommission der ARD. Zum Verständnis der Handlungen des SED-Regimes trägt ganz erheblich die Feststellung der Autoren bei, dass deren Medientheoretiker „die im eigenen Systemzusammenhang erlebten Funktionsmechanismen der staatlichen Lenkung und Kontrolle schlicht und einfach auf das westliche System“ übertrugen – sie konnten sich offenbar die Medien nur als Träger eines manipulierten Informationsflusses vorstellen. Die westdeutschen Hörfunk- und Fernsehanstalten galten also als „von den Machtzentren der ‚imperialistischen BRD’ gesteuerte Propagandaorgane“ (26). Aus dieser Perspektive ergab sich, dass jede Kritik an der SED, die für sich selbst das Wahrheitsmonopol beanspruchte, als Verleumdung und Diffamierung betrachtet wurde. Ausführlich stellen die Autoren die Medienpolitik der SED dar, ferner die mit der ARD befassten MfS-Diensteinheiten sowie deren Kampagnen im Ost- und Westfernsehen und die Überwachung der ständigen Korrespondenten in der DDR (die alle für Spione gehalten wurden). In einem weiteren Teil wird außerdem das Stasi-Netz in Hörfunk und Fernsehen der DDR sichtbar gemacht – dem Regime war es zwingend notwendig erschienen, sowohl die technische als auch die inhaltliche Kontrolle auszuüben. Die Autoren zeigen, dass das MfS – abgesehen von einzelnen erfolgreichen Desinformationen und Kampagnen – weder inhaltlichen Einfluss auf die Entscheidungen der ARD erlangte noch sonst irgendwie den gesamtdeutschen Kommunikationsraum zerstören konnte.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.3142.3132.333 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Jochen Staadt / Tobias Voigt / Stefan Wolle: Operation Fernsehen. Göttingen: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/28261-operation-fernsehen_33253, veröffentlicht am 03.12.2008. Buch-Nr.: 33253 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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