/ 12.11.2015

Peter Trawny
Technik. Kapital. Medium. Das Universale und die Freiheit
Berlin: Matthes & Seitz 2015; 191 S.; 24,90 €; ISBN 978-3-95757-091-8Dieses Buch ist ein rasanter Versuch, unsere Gegenwart philosophisch zu beschreiben. Peter Trawny nimmt sich damit einer von Jacques Derrida gestellten Aufgabe an. Dieser hatte gefordert, unsere zentralen philosophischen Konzepte angesichts der technischen, medialen und ökonomischen Entwicklungen neu zu denken. Trawnys These lautet vor diesem Hintergrund: „Technik, Kapital und Medium determinieren die universale Topographie des Lebens in der Welt. Die drei universalen Instanzen TKM sind nicht trennbar, sie bilden ein einziges, jedoch differenziertes Universal.“ (26) Im Folgenden beschreibt Trawny diese einzelnen Instanzen sowie die drei nachgestellten Universale Wissenschaft, Mensch und Natur. Die Stärke des stilistisch von großer Eile und Hast geprägten Buches ist ungefragt die Vielfalt neuer Konzepte und Begriffe – neben der Abkürzung TKM sind zum Beispiel die Idee‑Materie‑Matrix (IMM) oder die poetische (pT) und mathematisch‑technische Topologie (m‑tT) zu nennen. Zum Teil leidet die Verständlichkeit des Textes unter den Wortschöpfungen Trawnys, doch sein eigentliches Argument geht trotzdem nicht verloren: Technik, Kapital und Medium bilden heute eine einheitliche, unhintergehbare Voraussetzung des Lebens in der Welt. Sie bedingen unser Handeln und Denken. Wie es dazu gekommen ist, versucht Trawny dabei streng philosophisch zu entfalten und nicht aus historischen, politischen oder soziologischen Geschehnissen zu rekonstruieren. Stattdessen behauptet er: „In der Tat zeigt sich in der Wirklichkeit des Universals TKM eine Notwendigkeit der Geschichte. […] Alles ist immer schon geschehen. Was geschehen wird, steht schon fest. Das zu erkennen, ist natürlich unmöglich. Das Subjekt kann seine Determiniertheit niemals transparent machen.“ (20 f.) Angesichts dieser starken Annahme bleibt Trawny am Schluss nur übrig, auf die Unmöglichkeit zu verweisen: Wenn Notwendigkeit absolute Möglichkeit ist, dann ist Unmöglichkeit die Freiheit von den Möglichkeiten. Dieses desintegrative, störende Potenzial verortet Trawny, vielleicht wenig verwunderlich, schließlich in der Philosophie: „Die philosophische Freiheit präsentiert sich demnach in der Unproduktivität – als Unmöglichkeit.“ (159)
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Rubrizierung: 5.42 | 2.2 Empfohlene Zitierweise: Janosik Herder, Rezension zu: Peter Trawny: Technik. Kapital. Medium. Berlin: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/39077-technik-kapital-medium_47400, veröffentlicht am 12.11.2015. Buch-Nr.: 47400 Inhaltsverzeichnis Rezension druckenCC-BY-NC-SA