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/ 21.06.2013
Sebastian Noll

Bürger und Kommune. Reformen für mehr Bürgernähe: Eine Geschichte des Scheiterns?

Marburg: Tectum Verlag 2007; 233 S.; pb., 24,90 €; ISBN 978-3-8288-9460-0
Politikwiss. Diss. Leipzig; Gutachter: W. Fach. – Die Herstellung einer stärkeren Bürgerorientierung in Politik und Verwaltung ist ein wichtiges Ziel verwaltungspolitischer Reformen. Die hierfür eingesetzten Instrumente hängen vom jeweils favorisierten Leitbild über die Rolle des Staates ab, das sich in den verschiedenen Reformansätzen ausdrückt. Der Autor untersucht die unterschiedlichen Staatsverständnisse und die damit korrespondierenden Reformansätze mit ihren Instrumenten für mehr Bürgernähe auf der kommunalen Ebene seit den 70er-Jahren. Betrachtet werden der Aktive Staat mit dem Instrument der Stadtteilvertretungen, die Phase des Schlanken Staates mit den auf Kundenorientierung zielenden Bürgerämtern sowie die Lokale Agenda 21 unter dem Leitbild des Aktivierenden Staates beziehungsweise der Bürgerkommune. Noll geht es darum, verschiedene „Diskursverläufe und deren Wirkungen“ (10) aufzuzeigen und zu ergründen, inwieweit die Reformversprechen realisiert wurden. Als theoretische Basis dient ihm der Neoinstitutionalismus und die sogenannte Entkopplungsthese. Danach, so Noll, würden nach außen zwar bürgerorientierte Reformansätze vertreten, die Umsetzung der Instrumente jedoch durch Politik und Verwaltung aus Angst vor Machtverlust blockiert werden. Diese Hypothese wird anhand verschiedener, zumeist in Nordrhein-Westfalen umgesetzter kommunaler Reformvorhaben überprüft, wobei Noll eine dreigliedrige Evaluation vornimmt, die die institutionelle Prüfung sowie die Prüfung von Output und Outcome umfasst. Im Ergebnis wird die Entkopplungsthese bestätigt. In allen drei Reformansätzen konnte eine Diskrepanz zwischen Reformrhetorik und -realisierung nachgewiesen werden. „Die Rolle des Bürgers im Dreieck mit Rat und Verwaltung wurde nicht entscheidend verbessert. [...] Statt eigenständiger Effektivität besitzen die neuen Instrumente nur eine untergeordnete Hilfsfunktion für die Institutionen Rat und Verwaltung.“ (181)
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.325 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Sebastian Noll: Bürger und Kommune. Marburg: 2007, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/29202-buerger-und-kommune_34530, veröffentlicht am 23.07.2008. Buch-Nr.: 34530 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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