/ 28.11.2013
Marko Bachl / Frank Brettschneider / Simon Ottler (Hrsg.)
Das TV-Duell in Baden-Württemberg 2011. Inhalte, Wahrnehmungen und Wirkungen
Wiesbaden: Springer VS 2013; 250 S.; brosch., 34,95 €; ISBN 978-3-658-00791-1Fernsehdebatten der Kandidaten für politische Spitzenpositionen haben sich seit den sogenannten Kanzlerduellen zwischen Gerhard Schröder und Edmund Stoiber vor der Bundestagswahl 2002 zu zentralen Medienereignissen des Wahlkampfes entwickelt. Während Kanzlerduelle mittlerweile bereits mehrfach untersucht wurden, liegen bisher keine Analysen zur Wirkung von TV‑Duellen vor Landtagswahlen vor. Dem wird mit der Rezeptionsstudie zum baden‑württembergischen Fernsehduell zwischen Amtsinhaber Stefan Mappus (CDU) und Herausforderer Nils Schmid (SPD) vor der Landtagswahl 2011 abgeholfen. Die Studie wurde sowohl an der Universität Hohenheim als auch an der Dualen Hochschule Baden‑Württemberg durchgeführt, die Ergebnisse sind in diesem Band dokumentiert. Einleitend wird dargelegt, welch große Bedeutung den Spitzenkandidaten bei der Politikvermittlung in Landtagswahlkämpfen zukommt. Folglich bieten die TV‑Debatten eine Chance für die Kandidaten, die für sie günstigen Themen besonders zu betonen, es besteht die Möglichkeit des Agenda‑Settings. Das Streitgespräch zwischen Mappus und Schmid fand vor dem Hintergrund der Reaktorkatastrophe in Japan statt, die sich fünf Tage vorher ereignet hatte und die zwar die Rangordnung der Themen bestimmte, indem Fragen zur Atom‑ und Energiepolitik ein prominenter Stellenwert eingeräumt wurde. Aber das Duell wurde vor allem durch das Thema Bildung dominiert. Hier zeigte sich, wie Arne Spieker mithilfe einer systematischen Inhaltsanalyse herausarbeitet, dass der Amtsinhaber Mappus deutlich angriffslustiger als sein Herausforderer auftrat. Ihm gelang es in diesem Politikbereich – vor allem mit seinem Plädoyer für die Beibehaltung des dreigliedrigen Schulsystems – und auch in dem der Finanzpolitik sein eigenes Lager zu mobilisieren und die Zustimmung der parteipolitisch Unentschiedenen für sich zu gewinnen. Das führte insgesamt dazu, dass die Wahlabsicht zugunsten der CDU zunahm. Dennoch weisen die Ergebnisse der Landtagswahl – so ein Ergebnis der Untersuchung – „auf den begrenzten Einfluss eines einzelnen Medienereignisses“. Das lässt sich nicht zuletzt an der Tatsache ablesen, dass der von einer grün‑roten Koalition gewählte Ministerpräsident Winfried Kretschmann an keiner Debatte teilgenommen hatte. Am Wahltag spielte also die TV‑Debatte „keine große Rolle“ (26) mehr.
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.332 | 2.333 | 2.325
Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Marko Bachl / Frank Brettschneider / Simon Ottler (Hrsg.): Das TV-Duell in Baden-Württemberg 2011. Wiesbaden: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/36446-das-tv-duell-in-baden-wuerttemberg-2011_43933, veröffentlicht am 28.11.2013.
Buch-Nr.: 43933
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Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
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