Soziolog. Magisterarbeit Bremen. – Krieg untersucht anhand der Konzepte von Foucault, Halbwachs, Nora und Assmann unterschiedliche geschichtliche Dimensionen des Begriffes Erinnerung und untermauert damit ihre These, „dass sowohl in der bisherigen Forschung, als auch auf der Ebene der politischen Praxen die zwei Komponenten des Erinnerungsbegriffs – a. die politische Kultur der Erinnerung und b. die wissenschaftlichen Analysekategorien – als ‚ein und dasselbe’ angesehen werden bzw. bei der Untersuchung der Einen die jeweils Andere ausgeklammert wird“ (8). Sie verdeutlicht dieses Problem durch Verortung des Erinnerungsbegriffes im Kontext verschiedener sozialer und politischer Felder. Leitend sind dabei Fragen wie die, welchen Stellenwert die Konstruktion einer nationalen Identität für die Erinnerung an die NS-Zeit hat. Können kollektive Erinnerungsnarrative ausgemacht werden und welche Funktionen werden Gedenkstätten, Familiengedächtnis oder anderen Zusammenhängen in der Gestaltung und Bewahrung von Erinnerung zugeschrieben? An wen wird wie erinnert und welche Erinnerung hat welchen Stellenwert in den bundesrepublikanischen Öffentlichkeiten inne? Zur Beantwortung dieser Fragen untersucht Krieg unter dem Zeichen der Europäisierung und Globalisierung einsetzende nationale Viktimisierungsstrategien im Zusammenhang mit dem Gedenken an die NS-Verbrechen. Am Ende ihrer Studie plädiert Krieg nicht nur für eine bewusste Einbeziehung der Erinnerungen und Vorstellungen der Überlebenden, sondern generalisierend für eine ganzheitliche Betrachtung von Erinnerungskultur, d. h. für eine Verbindung des vermeintlich unpolitisch wissenschaftlichen Ansatzes von Erinnerung mit dem der politischen Deutungsangebote schaffenden Kategorie.