Diss. LMU München. - Das am 1. Juli 1969 in Kraft getretene Arbeitsförderungsgesetz (AFG) markierte einen ambitionierten Reformschritt der deutschen Arbeitsmarktpolitik. Die mit Rechtsanspruch versehene Förderung der beruflichen Bildung und der Ausbau der Arbeitsmarktforschung (durch Gründung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung) stellten wesentliche Erweiterungen der bisher im Rahmen des Gesetzes über Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung wahrgenommenen Aufgaben dar. Das AFG wurde von seinen Befürwortern als Kernstück einer aktiven Arbeitsmarktpolitik gesehen, die – eingepasst in ein keynesianisches Verständnis von Wirtschaftspolitik – für Vollbeschäftigung sorgen sollte. Der Autor zeichnet diese Neuordnung der Arbeitsmarktpolitik durch die Große Koalition (1966-1969) nach. Konzeptionell erschließt er diesen – in der Forschung nur wenig behandelten – Gegenstand durch Verbindung sozialgeschichtlicher und ökonomischer Methoden, mit denen er nicht nur die Vorgeschichte des AFGs und dessen Bedeutung vor dem Hintergrund der Reformansätze der 60er-/70er-Jahre untersuchen will. Es geht ihm ebenso um eine Diskussion der Wirkungsgeschichte der aktiven Arbeitsmarktpolitik bis 1989. In dieser Hinsicht kommt er zu einer sehr skeptischen Einschätzung der Wirksamkeit des arbeitsmarktpolitischen Instrumentariums. Das liege – so seine entscheidende These – an der hohen Pfadabhängigkeit der Arbeitsmarktpolitik; das AFG nämlich ließ „das institutionelle Arrangement der bundesdeutschen Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik unangetastet, so dass Arbeitsmarktpolitik weiterhin Sozialpolitik blieb“ (251).