Skip to main content
/ 21.06.2013
Martin Hambückers

Arrivederci Berlusconi. Medienpolitische Verflechtungen in Italien seit 1945

Konstanz: UVK Verlagsgesellschaft mbH 2006; 356 S.; brosch., 19,90 €; ISBN 978-3-89669-572-7
Unter den Medien in Italien spielte vor allem das Fernsehen von Anbeginn eine herausragende Rolle, da es zu einem kleinsten gemeinsamen Nenner kultureller und sprachlicher Nationalidentität innerhalb der ansonsten recht unverbundenen geografischen, sozialen und kulturellen italienischen Subsysteme beitrug. Seit Etablierung des Privatfernsehens im Jahr 1976 existiert nicht nur ein starker Wettbewerb um Repräsentation einer im Kern pluralen italienischen Gesellschaft, sondern auch die Möglichkeit, die Massenmedien analog zu den herrschenden politischen Ideologien zu beeinflussen. Diese Instrumentalisierung konnte der Autor aus nächster Nähe im Parlamentswahlkampf verfolgen. Dabei reichen seine Ergebnisse weit über die Beschreibung und Beurteilung des „Berlusconi-Phänomens“ hinaus: Nach einem Überblickskapitel zur Medien- und Politiklandschaft seit 1945 und den Besonderheiten der italienischen Gesellschaft beschreibt Hambückers ausführlich Italiens Pressewesen und Fernsehlandschaft, die Beziehung der Kirche zu den Massenmedien, aktuelle Entwicklungen im Mediensektor sowie Berlusconis Wahlsiege und schließlich dessen Niederlage bei der Parlamentswahl 2006. Der Autor arbeitet sehr stringent die speziell italienischen Verflechtungen von Politik, Wirtschaft und Medienlandschaft heraus und erläutert dieses Phänomen im Kontext der historischen Entwicklung des Presse- und Fernsehsystems, das zugleich Rückschlüsse auf die aktuelle politische Situation zulässt. Erfreulicherweise verfällt Hambückers zu keiner Zeit in stereotype Berlusconi-Larmoyanz, sondern betrachtet aus einer nüchtern-analytischen Sichtweise die Entstehung dieser engen, bis hin zum Niedergang des demokratischen Prinzips der Pressefreiheit erodierten Verquickung von politischer Macht und wirtschaftlicher Einflussnahme. Ein überzeugendes Werk, das den Überblick über allgemeine historische und gesellschaftliche Entwicklungen und spezielle Einblicke in medienpolitische Interdependenzen sehr gut vereint und so mit dem Mythos Berlusconi und seiner scheinbar medialen Allmacht aufräumt.
Eva Voß (EV)
Dr., Politikwissenschaftlerin, Senior Referentin für Diversity Management bei der Bertelsmann AG.
Rubrizierung: 2.612.22 Empfohlene Zitierweise: Eva Voß, Rezension zu: Martin Hambückers: Arrivederci Berlusconi. Konstanz: 2006, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/26755-arrivederci-berlusconi_31213, veröffentlicht am 25.06.2007. Buch-Nr.: 31213 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
CC-BY-NC-SA