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/ 05.06.2013
Anna Dünnebier / Gert v. Paczensky

Das bewegte Leben der Alice Schwarzer. Die Biographie

Köln: Kiepenheuer & Witsch 1998; 267 S.; geb., 39,80 DM; ISBN 3-462-02735-2
Gleich zwei Biographien sind in diesem Frühjahr über Alice Schwarzer erschienen: Nach der Besprechung der von der Berliner "taz"-Autorin Bascha Mika vorgelegten "kritischen Biographie" (siehe ZPol 2/98: 798) geht es hier nun um die von Schwarzer autorisierte Biographie des Autorenpaares Dünnebier/von Paczensky. Inhaltlich ähneln sich beide Schriften in weiten Teilen, und gerade in den Darstellungen der jungen Schwarzer nehmen sich einzelne Passagen gar als nahezu identisch aus (vgl. etwa die Beschreibung der ersten Tanzstunde, ein frühes und um so prägenderes Schlüsselerlebnis Schwarzers auf dem Wege zur deutschen "Vorzeigefeministin" ...) - kein Wunder, da sich beide der zahlreichen Veröffentlichungen der Biographierten selbst als Quelle bedienen. Auch Dünnebier/von Paczensky schildern die Kindheit und Jugend Schwarzers, ihre Zeiten in Paris, Berlin und Köln, ihre ersten Schritte als Journalistin, ihre feministische Bewußtseinsbildung und ihren Werdegang zur polarisierenden Symbolfigur der deutschen Frauenbewegung. Viel Raum gilt auch hier der "Zeitungsmacherin", der Initiatorin und Herausgeberin von EMMA. Der entscheidende Unterschied besteht jedoch in den jeweils gewählten Blickwinkeln: Während Mika stets in kritischer Distanz verbleibt, gerät Schwarzer in der Biographie des sich als ihre Freunde bekennenden Autorenpaares zuweilen allzu sehr zur "strahlenden Heldin". Auch dies nicht ohne Grund: Im Gegensatz zu Mika, der Schwarzer jegliches Interview verweigerte, stand sie den langjährigen Freunden Rede und Antwort - mit dem Ergebnis, daß hier vor allem die Sichtweise Schwarzers und die eines ihr wohlgesonnenen Personenkreises wiedergegeben wird. Diejenigen ehemaligen MitstreiterInnen und WeggefährtInnen, mit denen sie im Streit auseinanderging, kommen bei ihnen persönlich - anders als bei Mika - hingegen nicht zu Worte. Gerade die je unterschiedlichen Perspektiven der BiographInnen sind es jedoch, die die parallele Lektüre beider Bücher ungeachtet vielfältiger Wiederholungen zu einem interessanten Unterfangen macht, erlauben sie es doch, sich ein ausgewogeneres eigenes Urteil über Alice Schwarzer zu machen!
Julia Schmidt-Häuer (JSH)
Dr., Referentin im wissenschaftlichen Dienst der SPD-Bürgerschaftsfraktion in Bremen.
Rubrizierung: 2.362.372.3312.3 Empfohlene Zitierweise: Julia Schmidt-Häuer, Rezension zu: Anna Dünnebier / Gert v. Paczensky: Das bewegte Leben der Alice Schwarzer. Köln: 1998, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/6525-das-bewegte-leben-der-alice-schwarzer_8843, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 8843 Rezension drucken
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