Die nach 1990 geöffneten Archive der ehemaligen DDR, vor allem die der SED und des Ministeriums für Staatssicherheit, legten, so die Autoren, eine Neubewertung der Ereignisse um den 17. Juni 1953 nahe. Mit ihrer Interpretation dieser Phase der DDR-Geschichte als "gescheiterte Revolution" (17) widersprechen sie der von Arnulf Baring vertretenen These des Arbeiteraufstandes, die bis jetzt die meiste Resonanz gefunden hat. Mit dem vorliegenden Band soll diese neue Interpretation weiter vertieft und auf breiterer Quellenbasis dokumentiert werden. Dazu gehen die Autoren in ihrer Darstellung auch über den engen zeitlichen Rahmen des Juni 1953 hinaus. Ihnen geht es darum, den "offenen Widerstand großer Teile der DDR-Bevölkerung vom 16. bis 21. Juni" als Teil eines Prozesses zu verstehen, der mit der II. Parteikonferenz im Juli 1952 anhebt und erst mit dem IV. Parteitag der SED im April 1954 endet. Inhalt: Einführung: Armin Mitter: Der "Tag X" und die "Innere Staatsgründung" der DDR (9-30). Klassen und Schichten an der Schwelle zum Sozialismus: Ilko-Sascha Kowalczuk / Armin Mitter: "Die Arbeiter sind zwar geschlagen worden, aber sie sind nicht besiegt!" Die Arbeiterschaft während der Krise 1952/53 (31-74); Armin Mitter: "Am 17.6.1953 haben die Arbeiter gestreikt, jetzt aber streiken wir Bauern." Die Bauern und der Sozialismus (75-128); Ilko-Sascha Kowalczuk: Volkserhebung ohne "Geistesarbeiter"? Die Intelligenz in der DDR (129-169). Politische Handlungsträger beim sozialistischen Aufbau: Ilko-Sascha Kowalczuk: "Wir werden siegen, weil uns der große Stalin führt!" Die SED zwischen Zwangsvereinigung und IV. Parteitag (171-242); Stefan Wolle: "Agenten, Saboteure, Verräter ..." Die Kampagne der SED-Führung gegen den "Sozialdemokratismus" (243-277); Leo Haupts: "Die CDU ist die Partei, in der am stärksten der Feind arbeitet". Die Ost-CDU im Krisenjahr 1953 (278-310); Udo Baron: Die fünfte Kolonne? Die evangelische Kirche in der DDR und der Aufbau des Sozialismus (311-334).