/ 18.06.2013
Rolf G. Heinze
Die Berliner Räterepublik. Viel Rat - wenig Tat?
Wiesbaden: Westdeutscher Verlag 2002; 210 S.; brosch., 21,90 €; ISBN 3-531-13862-6Ausgehend von den "aktuellen Funktionsschwächen der etablierten politischen Institutionen" (8), analysiert der Autor die Bedeutung der Konsensrunden und Foren, die von der Bundesregierung begründet wurden. Heinze, der Wirtschaftssoziologie in Bochum lehrt, ist selbst Mitglied einer "Benchmarking-Gruppe" (86), die der Steuerungsgruppe des "Bündnisses für Arbeit" zuarbeitet. Gleichwohl benennt Heinze die Legitimationsprobleme und Demokratiedefizite dieser Konsensrunden. Auch warnt er davor, das "Bündnis für Arbeit" zu einer "bloßen politischen Inszenierung zur Überdeckung politischer Ratlosigkeit" (40) werden zu lassen. Denn nur mit strukturellen Veränderungen lasse sich die "dauerhafte und verfestigte Beschäftigungskrise" (23) bewältigen. Der Autor zeigt anhand von Beispielen aus dem Ausland, welche Politik erfolgversprechend ist. Das zentrale Problem in Deutschland sei das Beschäftigungsdefizit im Bereich der niedrigproduktiven Dienstleistungen. Heinze kritisiert in diesem Zusammenhang deutlich die deutsche Arbeitsmarktpolitik und die staatlich verursachten Abgaben für gering entlohnte Arbeit. Gerade aber die Integration in den Arbeitsmarkt werde "zur Schlüsselaufgabe sozialer Gerechtigkeit in Deutschland, denn damit steht und fällt die Verteilung des ökonomischen, sozialen und kulturellen Kapitals" (186). Statt weiterer politischer "Scheingefechte und erstarrter Rituale" (166) fordert der Autor einen Staat, der die Bürger zur Eigenleistung befähigt. Politische Impulse sollten zwar vom Staat ausgelöst werden, die Ideen und Ressourcen für Entwicklungen seien aber direkt in den Unternehmen, Verbänden und Kommunen zu finden.
Inhaltsübersicht: I. Vom Reformstau zum Aufbruch - Was bewegt sich in Deutschland?; II. Der Partikularismus organisierter Interessen - Wie viel Gemeinwohl vertreten die Verbände? Fallstudien; III. Optionen zur Überwindung institutioneller Erstarrungen - Eine neue Balance zwischen unternehmerischer Bürgergesellschaft, Parteien- und Verhandlungsdemokratie.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.32 | 2.61 | 2.342
Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Rolf G. Heinze: Die Berliner Räterepublik. Wiesbaden: 2002, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/18032-die-berliner-raeterepublik_20813, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 20813
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Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
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