/ 20.06.2013
Ina Elisabeth Bieber
Die Macht ist weiblich. Frauen als Zielgruppe in Wahlkämpfen?
Münster: Lit 2005 (Public Affairs und Politikmanagement 7); 175 S.; brosch., 19,90 €; ISBN 978-3-8258-8591-5Bieber versucht am Beispiel der Bundestagswahl 2002 die Frage zu klären, wie die mehrheitlich weibliche Wahlbevölkerung gewählt hat und ob es ein typisch weibliches Wahlverhalten gibt, nach dem Parteien eine feminisierte Wahlkampfstrategie entwerfen müssten. Die in zwei Teile gegliederte Arbeit beginnt mit einem theoretischen Grundlagenteil, der den idealtypischen Weg von der Wahlentscheidung zum Wählerverhalten und die Möglichkeiten der Einflussnahme durch Parteien aufzeigt. Ein Schwerpunkt ist dabei die Untersuchung des optimalen Wahlkampfmanagements, seiner Planung und der ausführenden Akteure. Im zweiten Teil werden die gewonnenen Erkenntnisse auf die Praxis übertragen und der Wählermarkt anhand einer Segmentierung nach soziografischen, psychografischen und verhaltensbezogenen Aspekten unter die geschlechtsspezifische Lupe genommen. Das Ergebnis der Untersuchung ist nach Bieber eindeutig: Es gibt keine Unterschiede im Wahlverhalten von Frauen und Männern, ergo müssen Parteien in ihrem Wahlkampf Frauen nicht als weibliche Zielgruppe gesondert ansprechen. Zweifel an diesem Resultat sind allerdings angebracht: So schränkt Bieber dann auch selbst die Stichhaltigkeit des eigenen Forschungsdesigns mehrfach ein. Weder ist die Segmentierung des Wählermarktes besonders geeignet, um das Wahlverhalten exakt darzustellen, noch kann ihre Begutachtung des Wählermarktes als geschlechtsspezifisch bezeichnet werden. Überholt wird die Studie nicht zuletzt durch die Realitäten des Bundestagswahlkampfs 2005, der überdeutlich gezeigt hat, wie geschlechtlich Politik und Wahlkampf besetzt sind und welche Auswirkungen dies auf das männliche wie weibliche Wahlverhalten hat. Immerhin haben mehr Frauen Angela Merkel bewusst als Frau gewählt, als Männer sie deshalb nicht gewählt haben. Die Wählermacht ist also alles andere als geschlechtsneutral.
Eva Voß (EV)
Dr., Politikwissenschaftlerin, Senior Referentin für Diversity Management bei der Bertelsmann AG.
Rubrizierung: 2.332 | 2.36
Empfohlene Zitierweise: Eva Voß, Rezension zu: Ina Elisabeth Bieber: Die Macht ist weiblich. Münster: 2005, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/25357-die-macht-ist-weiblich_29385, veröffentlicht am 25.06.2007.
Buch-Nr.: 29385
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Dr., Politikwissenschaftlerin, Senior Referentin für Diversity Management bei der Bertelsmann AG.
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