/ 17.06.2013
Marion Reiser / Everhard Holtmann (Hrsg.)
Farewell to the Party Model? Independent Local Lists in East and West European Countries
Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2008 (Urban and Regional Research International 11); 296 S.; softc., 39,90 €; ISBN 978-3-531-15687-3Unabhängige Wählervereinigungen treten immer häufiger als politische Akteure auf. Sie existieren sowohl in den etablierten westlichen Demokratien als auch in den jungen Demokratien in Zentral- und Osteuropa. Für diese Gruppierungen ist sinnvolle Politik auf lokaler Ebene unvereinbar mit einer Mitgliedschaft in den etablierten Parteien. Sie selbst empfinden sich auch nicht als Partei. Obwohl der Einfluss dieser unabhängigen Listen in Europa in den letzten Jahren stark zugenommen hat, ist das Thema in der Parteienforschung bisher unterbelichtet geblieben. Es wurde angenommen, dass diese Listen Relikte lokaler Selbstverwaltung seien und im Zuge voranschreitender europäischer Integration langsam verschwinden würden. Die Autoren betreten nun wissenschaftliches Neuland und geben einen ersten Überblick über den Stand der Forschung. Sie versuchen die lokalen Listen sowohl im Allgemeinen als auch in verschiedenen nationalen Kontexten zu deuten und zu erklären. Der Band besteht aus zwölf nationalen Fallstudien. Eine Analyse von fünf osteuropäischen Staaten steht einer Analyse lokaler Gruppierungen in sechs westeuropäischen Staaten gegenüber. Die Bundesrepublik Deutschland wird von den Autoren als ein Land mit einer gewissen Scharnierfunktion zwischen Ost und West gesehen, deshalb werden die alten und die neuen Bundesländer separat behandelt. Da die Fallstudien auf recht unterschiedlichen empirischen Erhebungen basieren, sind der Vergleichbarkeit enge Grenzen gesetzt. Trotzdem gelingt den Autoren abschließend eine sinnvolle Gegenüberstellung. In Westeuropa können lokale Listen als Prototypen moderner Parteiorganisation verstanden werden. In Osteuropa sind sie ein schwerer zu fassendes Phänomen: „[L]ocal lists have an important function during democratic consolidation and serve as substitutes of political parties which still are often not organised on the local level.” (294).
Marinke Gindullis (MG)
Politikwissenschaftlerin.
Rubrizierung: 2.22 | 2.21 | 2.61 | 2.332 | 2.325 | 2.331
Empfohlene Zitierweise: Marinke Gindullis, Rezension zu: Marion Reiser / Everhard Holtmann (Hrsg.): Farewell to the Party Model? Wiesbaden: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/14789-farewell-to-the-party-model_33885, veröffentlicht am 23.07.2008.
Buch-Nr.: 33885
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Politikwissenschaftlerin.
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