/ 03.06.2013
Stefan Collignon
Geldwertstabilität für Europa. Die Währungsunion auf dem Prüfstand
Gütersloh: Verlag Bertelsmann Stiftung 1996 (Strategien für Europa); 199 S.; brosch., 25,- DM; ISBN 3-89204-811-8Die Studie entstand innerhalb des Forschungsprojektes "Strategien für Europa", das die Bertelsmann Wissenschaftsstiftung in Zusammenarbeit mit der Forschungsgruppe Europa durchführt. Dessen Intention ist es, Lösungsvorschläge für die Probleme europäischer Politik zu erarbeiten. Der Verfasser ist Direktor für Forschung und Kommunikation der Assoziation für die Europäische Währungsunion (Paris).
Ausgehend von der These, daß die Wirtschafts- und Währungsunion für Europa gut sei, weil sie Preis- und Wechselkursstabilität ebenso sichere wie soziale und politische Stabilität, wird das Verhältnis von Geld- und Finanzpolitik untersucht.
Ergebnis der einleitenden Untersuchung des Standes der Konvergenz in der EU ist, daß Preisstabilität, niedrige Zinsen und dauerhafter Wechselkurs von neun EU-Staaten erfüllt werden. Lediglich die großen Schuldenberge der öffentlichen Haushalte stellen ein Problem dar. Dies liege jedoch nicht am unsoliden Gebaren der Mitglieder, sondern an der nur bedingten Kompatibilität von stabiler Geld- und Haushaltspolitik, denn in fast allen Ländern ließen sich in den letzten Jahren Anstrengungen zur Haushaltskonsolidierung verzeichnen. Im nächsten Schritt zeigt der Verfasser theoretisch und anhand möglicher institutioneller Koordinationsformen, daß die Teilnahme an der WWU die Haushaltskonsolidierung beschleunigen könne. Da dies durch einen europäischen Staatenbund mit Währungsunion als einzig denkbarem Modell (97) möglich sei, bedürfe es in Ermangelung eines regionalen Finanzausgleichs, der Probleme politischer Akzeptanz aufwerfe, eines Stabilitätspaktes. Im dritten und letzten Schritt der Untersuchung wird das Konzept eines solchen entwickelt. Dieser müßte eine Regel zur Koordination von zentral gelenkter europäischer Geldpolitik und dezentral in den Mitgliedstaaten verbleibender Finanzpolitik enthalten. Ein über den Markt und nicht über die von Theo Waigel vorgeschlagenen Geldbußen funktionierender Sanktionsmechanismus würde die wirtschaftspolitische Zusammenarbeit innerhalb Europas stärken und damit einen wichtigen Beitrag zur politischen Union leisten.
Der Band entmythologisiert die heftig diskutierten Konvergenzkriterien erfolgreich. Diese sollten nicht lediglich als Eingangskriterien für die WWU, sondern als Richtwerte innerhalb einer bestehenden WWU dienen, was jedoch vom Vertrag nicht vorgesehen ist: Die harte Bestrafung bei Nichterfüllung der Kriterien durch die Nichtteilnahme widerspricht der relativ weichen Vorgehensweise gegenüber den gegen die Haushaltsdisziplin verstoßenden Teilnehmern einer WWU. Da die Geldpolitik lediglich an der Verfolgung dreier Ziele arbeitet, berücksichtigt sie den Zusammenhang zur Finanzpolitik nicht und wirkt auf diese Weise gegen die stabilitätsorientierte Gesamtzielsetzung.
Patricia Bauer (PB)
Dr., Politikwissenschaftlerin.
Rubrizierung: 3.5
Empfohlene Zitierweise: Patricia Bauer, Rezension zu: Stefan Collignon: Geldwertstabilität für Europa. Gütersloh: 1996, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/2449-geldwertstabilitaet-fuer-europa_3152, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 3152
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Dr., Politikwissenschaftlerin.
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