Obwohl die Kategorie Gender in vielen Forschungsbereichen mittlerweile zum geläufigen Analyseinstrumentarium zählt, hat sie nichts von dem Potenzial verloren, geschlechtliche Machtverhältnisse zu entlarven. Allerdings sind dem Gender-Begriff gewisse Grenzen gesetzt, die von den Autorinnen auf vielfältige Weise analysiert und diskutiert werden. So problematisieren die Beiträge von Hark und Butler die Verengung der Kategorie Gender und fordern eine Öffnung zu anderen identitätsbestimmenden Kategorien wie Ethnie, Sexualität, Klasse etc. Autorinnen wie Dietze zeigen in ihren Beiträgen die komplexe Herkunftsgeschichte von Gender und öffnen damit den Blickwinkel auf die dem Konzept immanente Kritik am heteronormativen Gesellschaftssystem. Andere Artikel beschäftigen sich mit den Schwierigkeiten feministisch entkoppelter Women’s Studies (Brown) oder argumentieren für eine Neubestimmung des Verhältnisses von feministischer und queerer Theorie (Schlichter). Der Band schließt mit einer feministischen Neu-Lektüre von Hermann Melvilles Kurzgeschichte „Bartleby the Scrivener“, die einen gelungenen Perspektivenwechsel ermöglicht. Entstanden ist ein insgesamt kontroverses, aber in sich kohärentes Werk, das den Debatten um Gender neue Impulse liefert und darüber hinaus mit den Übersetzungen von Gayle Rubin, Wendy Brown und Judith Butler einflussreiche Texte zur Kategorie Gender leichter zugänglich macht. Der Band geht auf das Colloquium „Gender Reconsidered“ zurück, das im Juli 2003 an der HU Berlin stattfand.