Bis in die 90er-Jahre führte die Bundeswehrelite ein unbekanntes Schattendasein, erfuhr durch die zunehmende Zahl an Auslandseinsätzen jedoch eine wachsende Aufmerksamkeit. Aus diesem Anlass untersucht Naumann den generationsspezifischen Transformationsprozess von tragenden Leitbildern und Führungsprofilen der militärischen Elite in der alten Bundesrepublik. Auf der Grundlage anderer Untersuchungsergebnisse und fünf eigens geführter Interviews mit Bundeswehrgenerälen der Geburtsjahrgänge zwischen 1914 und 1939 schließt der Autor, dass die Bundeswehrelite in der alten Bundesrepublik drei Phasen der Veränderung durchlebt habe. Dabei sei zu erkennen, dass die führenden Generäle direkt nach dem Ende der Besatzungszeit noch mit großer Skepsis der neuen Demokratie gegenübergestanden und einen starken, wiederbewaffneten Staat befürwortet hätten. Seit den 50er-Jahren allerdings wuchs Naumann zufolge die Anerkennung der konservativen Republik unter den Generälen, die dass neue Verhältnis als „Geschäft auf Gegenseitigkeit“ (351) verstanden. Die jüngeren Offiziere standen zwar unter dem direkten Einfluss der vorherrschenden Leitbilder, vertraten aber zugleich eine weitgehend demokratische Weltsicht und befürworteten die demokratische Grundordnung der Bundesrepublik mit Nachdruck. Naumanns Forschungsergebnisse zeigen exemplarisch die unterschiedlichen Deutungsmuster einiger Generationenvertreter in der Bundeswehrelite. Die dargestellten Erklärungsmuster für den Wandel in der Elite können aufgrund des begrenzten empirischen Datenmaterials jedoch nur eingeschränkte Erklärungskraft beanspruchen.