Die Beiträge des Sammelbandes sind Teil der Forschungsergebnisse, die im interdisziplinären Promotionskolleg „Geschlechterverhältnisse im Spannungsfeld von Arbeit, Politik und Kultur“ der Hans-Böckler-Stiftung an der Philipps-Universität Marburg erarbeitet wurden. Die Autorinnen beschäftigen sich mit der Neustrukturierung von Arbeitsmärkten, hervorgerufen durch verschiedene Prozesse der Globalisierung, Deindustrialisierung und Migration. Diese führen zu neuen Formen der Differenzierung, der Ungleichheit und Ungerechtigkeit. Bezogen auf die momentane Situation der Geschlechterverhältnisse sind hierbei vor allem die Unterrepräsentanz von Frauen in Führungspositionen, die bestehende Segregation von Frauen- und Männerarbeitsplätzen, die Einkommensschere zwischen den Geschlechtern sowie die einseitig zu Lasten von Frauen verteilte Haus- und Familienarbeit zu nennen. Es bedarf daher, so das Fazit der Herausgeberinnen, eines grundlegenden Wandels in der Arbeitspolitik, Arbeitsorganisation und -kultur. Gleichzeitig, so die Forderung, muss sich auch die Frauen- und Geschlechterforschung stärker mit dem politischen Zusammenhang von Arbeit und Geschlecht auseinandersetzen und untersuchen, wie Geschlecht unter sich wandelnden Bedingungen von Arbeit konstruiert wird. Ziel ist es, diese (Be-)Deutungszusammenhänge und die mit ihnen einhergehenden Machtverhältnisse zu identifizieren und Gestaltungsspielräume aufzuzeigen. Die Kernfragen der Analysen sind: Welche Handlungsspielräume eröffnen Aushandlungsprozesse um Geschlechterkonstruktionen und -leitbilder? Welche Effekte haben (widerständige) Geschlechterpraxen? Und welche politischen Interventionspraxen erarbeiten sich Akteurinnen und Akteure in geschlechtlich strukturierten Erwerbsfeldern? Diese Fragen werden kritisch und ausführlich auf drei Untersuchungsebenen (Leitbilder und Geschlechterkonstruktionen, Re- und Dekonstruktion von Geschlecht und Politisches Handeln in geschlechtlich strukturierten Erwerbsfeldern) bearbeitet.