Die Ideen für dieses Buch des bekannten englischen Sozialphilosophen reichen bereits in die siebziger Jahre zurück, als Giddens eine dreiteilige Contemporary Critique of Historical Materialism in Angriff nahm. Die ersten beiden Bände erschienen 1979 und 1985, der jetzt auf deutsch (und 1994 auf englisch) vorgelegte dritte Band mußte wegen des Dazwischentritts der Weltgeschichte völlig neu konzipiert werden. Giddens geht es um die neue Welt jenseits der politischen Ideologien, in der die neuen sozialen Bewegungen und vor allem die Umweltbewegung dem Denken die entscheidenden Impulse geben. Er greift Ulrich Becks Konzept der Risikogesellschaft auf und verknüpft es mit dem Gedanken des politischen Radikalismus, der zwar historisch mit dem Sozialismus verbunden war, es aber nicht mehr notwendig ist. Kernaussage ist eine Kritik des "Produktivismus" und der Versuch, bei Anerkennung der Rolle des Marktes gleichwohl die politische Gestaltung des "Nachknappheitssystems" aus einer einseitig marktorientierten, eben produktivistischen Sicht herauszulösen. Vieles in Giddens gedankenreichem Buch orientiert sich an speziellen englischen, thatcheristischen Spielarten des Kapitalismus, aber es kann kein Zweifel bestehen, daß man auch außerhalb der angelsächsischen Welt mit Gewinn die Auseinandersetzung mit seiner Theorie suchen wird. Inhalt: 1. Konservatismus: Die Aneignung des Radikalismus; 2. Sozialismus: Der Rückzug aus dem Radikalismus; 3. Die sozialen Revolutionen unserer Zeit; 4. Zwei Theorien der Demokratisierung; 5. Widersprüche des Sozialstaats; 6. Erfinderische Politik und positive Wohlfahrt; 7. Positive Wohlfahrt, Armut und Lebenswerte; 8. Moderne mit negativem Vorzeichen: Ökologische Fragestellungen und die Politik der Lebensführung; 9. Politische Theorie und das Problem der Gewalt; 10. Handeln und Werte.