/ 21.06.2013
Ignacio Olmos / Nikky Keilholz-Rühle (Hrsg.)
Kultur des Erinnerns. Vergangenheitsbewältigung in Spanien und Deutschland. Übersetzt und bearbeitet von Frank Schlepper und Frauke Gewecke
Frankfurt a. M.: Vervuert Verlag 2009; 197 S.; 18,- €; ISBN 978-3-86527-336-9Das von Goethe-Institut und Instituto Cervantes 2005 in Berlin veranstaltete II. Deutsch-Spanische Symposium bildet die Grundlage der in diesem Band dokumentierten Beiträge. Der Vergleich der unterschiedlichen Erinnerungskulturen beider Länder wird hierbei in fünf Themenblöcke gegliedert, die von theoretischen Betrachtungen zu „Geschichte und Erinnerung“ bis hin zu Einblicken in den gegenständlichen Erinnerungsalltag von Institutionen in dem Kapitel „Erinnerungsarbeit konkret“ reichen. Mit dieser Struktur kondensieren die Herausgeber effektiv das in den vergangenen Jahren schier übersättigte Forschungs- und Diskussionsfeld der Erinnerungskulturen und ermöglichen zudem einen facettenreichen Vergleich der äußerst unterschiedlichen deutsch-spanischen Varianten der Annäherung an jeweils unbequeme Vergangenheiten. Welzer schreibt in seinem Beitrag „Vergangenheitsbewältigung“, dass die in Deutschland gefundene Form auf eine rituelle Praxis des Gedenkens verweise, die inzwischen eher Code denn Auseinandersetzung im Umgang mit der Geschichte des Nationalsozialismus bedeute. In Spanien erwachsen die Probleme einer redlichen Vergangenheitsbewältigung umgekehrt nicht aus einem einseitig-offiziellen Zuviel an Erinnerung, sondern vielmehr, wie Bernecker in seinem Aufsatz „Demokratie und Vergangenheitsbewältigung“ belegt, aus einer bis in die jüngste Vergangenheit dominanten politischen und gesellschaftlichen Amnes(t)ie der Bürgerkriegsopfer und -täter. In der Institutionalisierung bzw. ihrer nahezu kompletten Abwesenheit scheint einer der Hauptunterschiede in der deutsch-spanischen Bearbeitung der jeweils jüngsten Vergangenheit zu liegen. Dieser Band bietet daher insbesondere durch die Beiträge wichtiger Akteure von Erinnerungsarbeit (z. B. Joachim Gauck) einen so kompakten wie differenzierten Überblick über die zeitversetzten und vielgestaltigen Erinnerungsdebatten in Deutschland und Spanien.
Eva Voß (EV)
Dr., Politikwissenschaftlerin, Senior Referentin für Diversity Management bei der Bertelsmann AG.
Rubrizierung: 2.23 | 2.61 | 2.35
Empfohlene Zitierweise: Eva Voß, Rezension zu: Ignacio Olmos / Nikky Keilholz-Rühle (Hrsg.): Kultur des Erinnerns. Frankfurt a. M.: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/27905-kultur-des-erinnerns_32784, veröffentlicht am 16.03.2010.
Buch-Nr.: 32784
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Dr., Politikwissenschaftlerin, Senior Referentin für Diversity Management bei der Bertelsmann AG.
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