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/ 22.06.2013
Alice Schwarzer

Lebenslauf

Köln: Kiepenheuer & Witsch 2011; 461 S.; 22,99 €; ISBN 978-3-462-04350-1
Es ist ein unglaublich bewegtes Leben, das Alice Schwarzer Revue passieren lässt – akribisch blättert sie in den Erinnerungen ihrer Kindheit und Jugend. Die Erziehung durch die Großeltern (die ledige Mutter wird mehr und mehr zur großen Schwester) ermöglichte ihr große Freiheiten, verlangte aber auch frühe Verantwortung und Eigenständigkeit. Sie schreibt offen darüber, wie schwierig sich die ersten beruflichen Schritte anlassen bis sie die ersten Erfahrungen als Journalistin sammelt; ihr Beruf führt sie nach Düsseldorf, Hamburg oder Frankfurt in die unterschiedlichsten Redaktionen – von einem Frauenhochglanzmagazin bis zur politischen Zeitschrift pardon. Parallel gibt es da noch das andere Leben in Frankreich, wohin es sie als Au Pair verschlagen hatte, und das sie seitdem nie wieder losgelassen hat – nicht zuletzt wegen ihrer großen Liebe zu Bruno, mit dem sie auch heute noch freundschaftlich verbunden ist. Sie ist Wegbegleiterin und Freundin von Simone de Beauvoir und Jean-Paul Sartre und findet die Wurzeln ihres Engagements in der französischen Frauenbewegung. Deren Anliegen, etwa das offene Anprangern der Abtreibungspolitik, trägt sie wenige Jahre später nach Deutschland, womit die zweite deutsche Frauenbewegung wenn nicht eingeläutet, so doch an Substanz und Schwung gewinnt. Obgleich sie bei den öffentlichen Kampagnen für mehr Frauenrechte von vielen Freunden sowie engagierten Kolleginnen und Kollegen unterstützt wird, zeigt sich schon früh die Heftigkeit, mit der sie als Person angefeindet und persönlich diffamiert wird. Den richtigen Umgang damit zu finden, ohne daran zu zerbrechen, wird zur großen Herausforderung, aber auch zu immer neuem Antrieb. Schwarzer ist trotz der vielen über sie bekannten (oder fälschlich kolportierten) Informationen ein packendes Buch gelungen, das fast nebenbei als Fundgrube historischer Ereignisse und zentraler Persönlichkeiten der ersten und zweiten Frauenbewegung dient. Auf den zweiten Teil von Schwarzers Biografie (die Zeit ab Gründung der EMMA) darf man also sehr gespannt sein.
Eva Voß (EV)
Dr., Politikwissenschaftlerin, Senior Referentin für Diversity Management bei der Bertelsmann AG.
Rubrizierung: 2.32.36 Empfohlene Zitierweise: Eva Voß, Rezension zu: Alice Schwarzer: Lebenslauf Köln: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/34357-lebenslauf_41243, veröffentlicht am 15.12.2011. Buch-Nr.: 41243 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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