Das Buch geht auf ein Forschungsprojekt in der Abteilung für Sozial- und Zeitgeschichte des Historischen Forschungszentrums der Friedrich-Ebert-Stiftung zurück und setzt die von der Autorin in einem früheren Band begonnene vollständige Darstellung aller SPD-Parlamentarierinnen zwischen 1948/49 bis 1969 fort. Über alle Differenzen in den Biografien hinweg ist die Kernfrage der Arbeit, ob und in welchem Ausmaße die Parlamentarierinnen auf frauenpolitisch brisante Politikbereiche (z. B. Gleichberechtigung im Grundgesetz, Ehe- und Familienrecht, Gesundheit, Aufrüstung) Einfluss zu nehmen in der Lage waren. Bevor auf die individuellen Lebenserfahrungen und -entwürfe der zwölf Parlamentarierinnen eingegangen wird, untersucht Notz die wirtschaftlichen und familiären Gegebenheiten während der Jahre 1957 bis 1969 und erläutert vor dem Hintergrund der politischen Entwicklung die Entstehung der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen. Obwohl Franz Müntefering eine der Abgeordneten einmal liebevoll als „bunten Tupfer im Bonner Männerclub“ bezeichnete, zeigt Notz, dass die dargestellten Frauen weit mehr waren als nur schmückendes Beiwerk. Sie waren überzeugte Politikerinnen, engagierte Genossinnen und oft auch zähe Verhandlungspartnerinnen. Obgleich ihr politisches Erbe wenig anerkannt und die Erinnerung an sie bislang kaum gepflegt wurde, gehören die porträtierten Frauen zu den Pionierinnen und Vorbildern jener Generation, die den Grundstein tatsächlicher Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern legten. Die Würdigung dieser bisher „unentdeckten“ (343) Frauen ist das besondere Verdienst des Buches, welches zugleich interessante Einblicke in das Leben zwölf ganz unterschiedlicher Persönlichkeiten bietet.