Verwaltungswiss. Habilitationsschrift Potsdam. – Die dezentral-lokale Verwaltungsebene in Europa steht vor großen Herausforderungen. Einem grundlegenden Bedeutungszuwachs angesichts ihrer Funktion als Vollzugs-, Leistungs- und Koordinationsinstanzen sowie als Ort demokratischer Willensbildung stehen eine zunehmende staatliche und europäische Regelungsdichte sowie immer stärkere finanzielle und funktionale Abhängigkeiten gegenüber. Vor dem Hintergrund solcher Herausforderungen fragt die Autorin, wie institutionelle Reformen auf lokaler Ebene zustande kommen und wie diese Reformen die Leistungs- und Funktionsfähigkeit der lokalen Institutionen beeinflussen. Vier Typen institutioneller Politik stehen dabei im Zentrum: Dezentralisierung und Territorialreformen, Privatisierung und Ausgliederung kommunaler Aufgaben, Binnenreformen der Kommunalverwaltung sowie lokale Demokratiereformen. An diesen vier Typen untersucht Kuhlmann Ausgangsbedingungen, Veränderungen und längerfristige Auswirkungen am Beispiel deutscher und französischer Kommunen. „Die Ergebnisse […] bestätigen eine prominente These der vergleichenden Verwaltungswissenschaft, wonach ähnlicher externer Anpassungsdruck nicht unbedingt zu gleichläufigen Anpassungsreaktionen in den einzelnen Ländern führt, sondern stattdessen distinkte nationale Institutionenmodelle ‚überleben', wenn nicht ihre Konturen gar schärfen.“ (319) Hinsichtlich Dezentralisierung, Privatisierung, Managementreformen und Demokratisierung zeige sich, dass deutsche und französische Kommunen ganz unterschiedliche Wege zur Anpassung gewählt haben, und dass diese Divergenz sich auch im weiteren europäischen Kontext fortsetze.