Balibar, der an der Universität Paris/Nanterre politische Philosophie lehrt, knüpft mit dieser Sammlung von überwiegend aus den letzten 5 Jahren stammenden Aufsätzen an Fragestellungen an, die er schon in „Die Grenzen der Demokratie" (dt. 1993) behandelt hatte. Als Leitthema liegt den Aufsätzen die Überzeugung zugrunde, dass der Aufbau Europas als politischer Gemeinschaft neuen Typs einer eigenständigen demokratischen Form jenseits der „Souveränitäts- und Nationalitätsmythen" bedarf (23). Balibar gelingt es, ausgehend von den politischen Widersprüchen des europäischen Integrationsprozesses (als Stichworte: Zuwanderung, Osterweiterung) traditionelle Bestände der politischen Theorie auf überzeugende Weise neu zu lesen und damit seine „Arbeitshypothese" zu erhärten, derzufolge „die Formen der Gemeinschaftszugehörigkeit in der Entwicklung der Bürgerschaft zu fundieren [seien] (statt umgekehrt)" (10). Inhaltsübersicht: Einleitung: An den Grenzen Europas. I. Die Krise des nationalen Kommunitarismus: Homo nationalis; Ein anthropologischer Abriß der Nationform; Identität/Normalität; Bürgerrecht oder Apartheid?; Eine Bürgerschaft ohne Gemeinschaft? II. Gewalt der Grenzen - Gewalt ohne Grenzen: Grenzen der Welt, Grenzen der Politik; Globalisierung und Gewalt; Auf dem Weg zur unvollkommenen Staatsbürgerschaft. III. Die Macht des Volkes und die Zukunft der Bürgerschaft in Europa: Das Europa der Staatsbürger; Prolegomena zur Souveränität; Schwieriges Europa: Die Baustellen der Demokratie.