Phil. Diss. Mannheim; Erstgutachter: C. Buchheim. - Eine der vermutlich schwersten Folgelasten des Zweiten Weltkriegs war für die deutsche Bevölkerung die massenhafte Armut. Unter den wirtschaftlichen Bedingungen der Nachkriegszeit betraf Armut nicht nur eine kleine Randgruppe, sondern den überwiegenden Teil der Deutschen. Im Mittelpunkt von Boldorfs Untersuchung steht wiederum eine Teilmenge dieser Gruppe, nämlich die Personen, die während dieser Zeit nicht fähig waren, ihre Minimalbedürfnisse ohne staatliche Unterstützung zu sichern. Zu Beginn der Arbeit fragt der Autor, ob auf der Basis der marxistischen Ideologie in der SBZ/DDR andere Fürsorgekonzepte als das klassische entwickelt wurden und zur Anwendung kamen. Diese klassischen Leitlinien der Armenfürsorge besagen, daß staatliche Hilfe ausschließlich der optimalen Nutzung der Arbeitskraft zu dienen hat (9). Auf dieser Basis untersucht er die wirtschaftlichen, politischen und sozialen Ausgangspunkte für die Beseitigung der Armut in der SBZ und widmet sich den Lebensstandards und der materiellen Lage von Hilfeempfängern. In weiteren Teilen wendet er sich der staatlichen Organisation und den Trägern der Fürsorge zu, betrachtet die weitere Entwicklung im Laufe der DDR-Geschichte und wagt einen Vergleich der Grundlinien der Fürsorge zwischen der SBZ und den Westzonen. Die Suche nach einer Differenz zwischen den beiden Systemen verläuft allerdings ergebnislos, da Armut und damit Fürsorge im ideologischen System der DDR nicht vorgesehen waren (235).