Skip to main content
/ 11.06.2013
Friedrich Wolff

Verlorene Prozesse 1953-1998. Meine Verteidigungen in politischen Verfahren

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 1999; 452 S.; geb., 48,- DM; ISBN 3-7890-6001-1
Der Titel des Bandes ist doppeldeutig gemeint; zum einen meint er natürlich Prozesse vor einem Gericht, zum anderen aber auch historisch-politische Prozesse: weltgeschichtliche Vorgänge, an denen der Autor nicht immer freiwillig teilhaben mußte. Wolff war einer der bekanntesten Strafverteidiger der DDR, und die Palette der von ihm bestrittenen Prozesse reicht von der Verfolgungswelle nach dem 17. Juni 1953, in der er als junger Pflichtverteidiger überwiegend erfolglos - siehe Titel des Buches - für seine Mandanten stritt, bis hin zu den Prozessen in der Folge der deutschen Vereinigung. Die Verteidigung Honeckers ist sicherlich der spektakulärste dieser späten beruflichen Erfahrungen, aber keineswegs der einzige politisch wie juristisch bedeutende Vorgang, über den Wolff berichtet. Nazi-Kriegsverbrecher, "Republikflüchtige", SED-Funktionäre - Wolff hat anscheinend alle möglichen Mandanten gehabt. Der damit verbundene Abwechslungsreichtum und die sich wandelnden politischen Kontexte, die sich seit 1953 ergeben haben, machen dieses memoiren-ähnliche Buch zu einer wichtigen Lektüre, auch wenn die Sprache Wolffs oft übermäßig kurz und von knappen Hauptsätzen überfrachtet ist.
Michael Dreyer (MD)
Prof. Dr., Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena.
Rubrizierung: 2.313 Empfohlene Zitierweise: Michael Dreyer, Rezension zu: Friedrich Wolff: Verlorene Prozesse 1953-1998. Baden-Baden: 1999, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/9283-verlorene-prozesse-1953-1998_11480, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 11480 Rezension drucken
CC-BY-NC-SA