/ 21.06.2013
Philipp Harfst
Wahlsystemwandel in Mittelosteuropa. Strategisches Design einer politischen Institution
Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2007 (Forschung Politik); 320 S.; brosch., 44,90 €; ISBN 978-3-531-15479-4Politikwiss. Diss. Lüneburg; Gutachter: F. Müller-Rommel, B. Weßels. – In der Wahlsystemforschung werden Wahlsysteme regelmäßig als äußerst stabile Institutionen gekennzeichnet. Harfst zeigt allerdings empirisch, dass dem nicht so ist und Wahlsysteme nicht selten verändert werden. Aufgrund dieser Tatsache stellt sich nun die Frage nach den Ursachen für diesen Wahlsystemwandel. Um diese zu beantworten, formuliert Harfst auf der Grundlage einer sehr gut strukturierten Besprechung des Forschungsstandes zwei Hypothesenbündel. In beiden Hypothesenbündeln geht er davon aus, dass Wahlsystemwandel auf das intentionale Handeln politischer Parteien zurückzuführen ist. Im ersten Hypothesenbündel wird angenommen, dass Parteien durch eine Veränderung des Wahlsystems ihre eigenen Interessen (höhere Anzahl an politischen Ämtern oder bessere Durchsetzung inhaltlicher Zielvorstellungen) durchzusetzen versuchen. Im zweiten Hypothesenbündel verändern Parteien Wahlsysteme auf der Grundlage von Vorstellungen über das Gemeinwohl. Problematisch ist hierbei, dass die Hypothesen mehr die Präferenzen von Parteien hinsichtlich der Ausgestaltung von Wahlsystemen betreffen, als mögliche Ursachen für den Wandel von Wahlsystemen zu identifizieren. Somit verschiebt sich de facto die grundlegende Fragestellung der Arbeit. Sie lautet nunmehr: Hängt der Wandel von Wahlsystemen systematisch von den Präferenzen der politischen Parteien ab? Die Hypothesen werden in den folgenden Kapiteln anhand von Wahlsystemveränderungen in elf mittelosteuropäischen Demokratien quantitativ getestet. Als Ergebnis kann festgehalten werden, dass „Wahlsysteme von strategischen Akteuren zweckrational gestaltet werden – vor allem, um deren eigennützigen, sitzmaximierenden Zielen zu dienen“ (311).
Patrick Le Bihan (PLB)
Dipl.-Politologe, Jean Monnet Centre of Excellence, Otto-Suhr-Institut für Politikwisssenschaft, Freie Universität Berlin.
Rubrizierung: 2.22 | 2.61
Empfohlene Zitierweise: Patrick Le Bihan, Rezension zu: Philipp Harfst: Wahlsystemwandel in Mittelosteuropa. Wiesbaden: 2007, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/28160-wahlsystemwandel-in-mittelosteuropa_33110, veröffentlicht am 07.04.2008.
Buch-Nr.: 33110
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Dipl.-Politologe, Jean Monnet Centre of Excellence, Otto-Suhr-Institut für Politikwisssenschaft, Freie Universität Berlin.
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