Der Tag, an dem 1968 die hochschwangere Berliner Studentin Sigrid Rüger mehrere Tomaten auf einen Redner des Sozialistischen Studentenbundes SDS warf, wird bis heute mit der Geburtsstunde der neuen Frauenbewegung gleichgesetzt. Tatsächlich hatte der Tomatenwurf enorme Bedeutung – nicht nur für den SDS. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde die spezifische Ausbeutung von Frauen im privaten wie politischen Bereich weder von den Mitgliedern des SDS noch überhaupt gesellschaftlich thematisiert. Die Ignoranz und Tabuisierung dieses Themas führte auch in den Reihen des SDS zu Spannungen bis hin zur Bildung einer autonomen Frauenbewegung. Auf wenigen Seiten geht Gisela Notz der Entstehung und den bedeutendsten Akteurinnen dieser zweiten deutschen Frauenbewegung nach, nicht ohne auf die Wurzeln der Frauenbewegung zu Beginn des 19. Jahrhunderts hinzuweisen und die weitere Entwicklung über die Zeit des Nationalsozialismus bis zum alles verändernden Tomatenwurf nachzuzeichnen. Die sich anschließende Institutionalisierung von Frauenfragen, ihre Programme und Kampagnen (wie z. B. „Mein Bauch gehört mir“) werden ebenso behandelt wie die damit einhergehenden Konzepte im Zusammenhang von Sozialismus und Feminismus. Der kleine Streifzug durch die Geschichte der neuen Frauenbewegung ist eine sachliche Überblicksdarstellung von Ereignissen und Zeitzeugenaussagen, die in ihrer Gesamtheit ein eindrucksvolles Bild jener Zeit liefert und mit einem kritischen Ausblick auf die deutsch-deutsche Frauenbewegung endet.