/ 20.06.2013
Jorge Semprún / Dominique de Villepin
Was es heißt, Europäer zu sein. Aus dem Französischen von Michaela Hein
Hamburg: Murmann 2006; 216 S.; brosch., 24,90 €; ISBN 978-3-938017-48-7Der Band ist ein ambitioniertes Projekt und versteht sich als Beitrag zu einer neuen Kultur des Dialogs in Europa auf der Suche nach den Wesensmerkmalen des „L’Homme européen“ (Titel der Originalausgabe). Der konservative Ministerpräsident und einer der wichtigsten linken Intellektuellen bezeugen in ihren Essays den tiefen Glauben an das europäische Friedensprojekt und die Wertegemeinschaft. Der „europäische Geist“ (183) wird durch ideengeschichtliche Rückgriffe, historische Bezüge und nicht zuletzt persönliche Erfahrungen im Ausgang des Zeitalters von Totalitarismus und Nationalismus anschaulich bekräftigt. In der Analyse der aktuellen Krisenerscheinungen, die schließlich zur Ablehnung der EU-Verfassung in zwei Gründerstaaten der Gemeinschaft führten, greifen jedoch insbesondere Villepins Ausführungen immer wieder auf jene allgemeinen Beschwörungsformeln zurück, die auch schon vor dem Referendum nur wenige Bürger überzeugen konnten. Wo tatsächlich deren Mitwirkungsmöglichkeiten in einer europäischen Demokratie bestehen, bleiben ebenso unklar, wie die Konturen eines „echten europäischen Sozialprojektes“ (151) nach französischem Vorbild. Wesentlich offensiver und weniger schönfärberisch stellt sich hingegen Semprún der Rolle der Linken und ihren Scheinargumenten gegen die europäische Verfassung.
Andreas Eis (AE)
Jun.-Prof. Dr., Didaktik des politischen Unterrichts und der politischen Bildung, Institut für Sozialwissenschaften Oldenburg, Fakultät I.
Rubrizierung: 3.1
Empfohlene Zitierweise: Andreas Eis, Rezension zu: Jorge Semprún / Dominique de Villepin: Was es heißt, Europäer zu sein. Hamburg: 2006, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/25718-was-es-heisst-europaeer-zu-sein_29847, veröffentlicht am 25.06.2007.
Buch-Nr.: 29847
Inhaltsverzeichnis
Rezension drucken
Jun.-Prof. Dr., Didaktik des politischen Unterrichts und der politischen Bildung, Institut für Sozialwissenschaften Oldenburg, Fakultät I.
CC-BY-NC-SA