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/ 21.06.2013
Herfried Münkler / Jens Hacke (Hrsg.)

Wege in die neue Bundesrepublik. Politische Mythen und kollektive Selbstbilder nach 1989

Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 2009 (Eigene und fremde Welten 13); 241 S.; kart., 29,90 €; ISBN 978-3-593-38896-0
Die Kampagne „Du bist Deutschland“ versuchte 2005 in der thematischen und individuellen Vielfalt zugleich Weltoffenheit nach außen und Identitätsbilder nach innen zu vermitteln. Die Autoren zeigen aber, dass die Diskussionen um eine existierende oder zu schaffende deutsche nationale Identität, ein deutsches Nationalbewusstsein oder auch eine deutsche nationale Kultur vor allem bestimmt sind von der Geschichte des Landes im 20. Jahrhundert, seit 1989 besonders von der Suche nach Einheit eines ehemals geteilten Landes. Aber kann das deutsche Nationalempfinden sich in einem aufgrund seiner Unbestimmtheit schon abgelegten, von Jan Werner Müller in diesem Band nun aber neu entdeckten Verfassungspatriotismus äußern? Allerdings zielen nicht alle Beiträge in diesem Tagungsband auf die Debatten um kollektive Selbstbilder in der Berliner Republik. Anders als der Untertitel verfälschend vermittelt, geht es um den Wandel und die Renaissancen von Identitätssuchen im kollektiven Empfinden nach 1945. So untersuchen Eva Hausteiner und Rudolf Speth Mythenbildungen und die Erzeugung von neuen Identitäten anhand von ökonomischen und wirtschaftspolitischen Kampagnen. Außerdem nehmen in diesem Band das nationale Empfinden und die Vergegenwärtigung der Geschichte der eigenen Nation im Rahmen des Gedenkens einen breiten Raum ein: Manfred Hettling und Erik Meyer zeichnen die Erinnerungskultur der Bundesrepublik anhand von Ehrenmalen für gefallene Soldaten des 20. Jahrhunderts und anhand des Berliner Holocaust-Mahnmals nach. Hervorzuheben ist der Versuch von Clemens Albrecht, mithilfe von Letztbegriffen, die sich innerhalb der deutschen politischen Öffentlichkeit und Politik entwickelt haben, auf ein kollektives deutsches Selbstverständnis zu schließen. Die These eines sich gegenüber „Nation“, „Staat“ und „Volk“ durchsetzenden Begriffs der „Gesellschaft“ erarbeitet er in ideengeschichtlicher Perspektive. Gerade die Loslösung von einer staatszentrierten Orientierung kann nach Ansicht von Albrecht die Entgrenzungen durch die Globalisierung in der gesellschaftlichen Identitätsfindung auffangen.
Ellen Thümmler (ET)
Dr., Politikwissenschaftlerin, wiss. Mitarbeiterin, Institut für Politikwissenschaft, Technische Universität Chemnitz.
Rubrizierung: 2.3152.352.333 Empfohlene Zitierweise: Ellen Thümmler, Rezension zu: Herfried Münkler / Jens Hacke (Hrsg.): Wege in die neue Bundesrepublik. Frankfurt a. M./New York: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/30670-wege-in-die-neue-bundesrepublik_36428, veröffentlicht am 05.08.2009. Buch-Nr.: 36428 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
CC-BY-NC-SA