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/ 21.06.2013
Gianni Vattimo

Wie werde ich Kommunist. Aus dem Italienischen von Peter O. Chotjewitz

Hamburg: Rotbuch Verlag 2008; 123 S.; geb., 16,90 €; ISBN 978-3-86789-046-5
Aus diesem Buch spricht vor allem Verzweiflung über die Politik in Italien. Der Philosoph Vattimo, 1999 bis 2004 linksdemokratischer Abgeordneter im Europäischen-Parlament, schrieb es zwar, als Berlusconi zwischenzeitlich von der Regierung Prodi abgelöst worden war. An die Selbstheilungskräfte der Demokratie mag er trotzdem nicht glauben, zumal er sein Land in einer unheilvollen Allianz mit den USA verbunden sieht – sein Anti-Amerikanismus, befeuert durch die Politik der Bush-Regierung, durchzieht das gesamte Buch. Der erste Teil besteht aus bereits veröffentlichten Artikeln, mit denen Vattimo seinen gedanklichen Rückweg zum Kommunismus illustriert, verbunden aber mit dem nachdrücklichen Hinweis, einem „Kathokommunismus“ (7) anzuhängen – „Ich glaube nicht an eine Zukunft der Religionen, wenn der Kommunismus keine Zukunft erhält“ (9). Diese Zusammenführung unterstreicht sicher die „Italianität des Buches“ (8), ein Nicht-Italiener würde wohl weniger auf die Idee kommen, Religion und Kommunismus als zwingend zusammengehörig zu denken. Im Hauptteil, in dem Vattimo für eine Rückbesinnung auf den Kommunismus nichtstalinistischer Prägung plädiert, wird der Rückgriff auf das Christentum nicht vertieft und war vielleicht auch nur eine Provokation. Vattimo plädiert für „einen Kommunismus ohne den Mythos des wirtschaftlichen Wachstums“ (83). Dieser sollte als Ausweg dienen aus einem „kapitalistischen System, das nicht Reichtum und Emanzipation schafft und stattdessen die Marx’sche Prognose von der fortschreitenden Proletarisierung der mittleren Klassen bestätigt“ (104). Die genaue Ausformung dieses Kommunismus bleibt unklar, zumal Vattimo ihm „keine große Chance [gibt], sich in absehbarer Zeit durchzusetzen“ (110). Ins Grübeln kommen könnte man spätestens aber mit Blick auf die Länder, die Vattimo den USA und Italien vorzieht – nur Venezuela unter Chávez und Kuba unter Castro seien, gleichwohl sie stalinistische Züge aufwiesen, „hochenergetische Demokratien“ (101). Es bleibt aber unklar, was sich – wie von Vattimo gefordert – aus den „lateinamerikanischen Erfahrungen“ (103) lernen ließe.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.222.61 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Gianni Vattimo: Wie werde ich Kommunist. Hamburg: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/30256-wie-werde-ich-kommunist_35903, veröffentlicht am 11.03.2009. Buch-Nr.: 35903 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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