Das Buch ist als Aufruf gedacht, die Missstände, die für Frauen in Deutschland herrschen, zu beziffern, zu verändern und wider das Eva-(Herman)-Prinzip Frauen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu ermöglichen. Die Konzeption – verschiedene Interviews mit Gesprächspartnerinnen wie Ursula von der Leyen, Rita Süssmuth und Renate Schmidt, gepaart mit Absätzen zu Fakten und Informationen rund um Frauenleben in Deutschland – ist zunächst viel versprechend. Tatsächlich bieten besonders die Sequenzen mit der Familienministerin interessante Einblicke in private Sichtweisen wie auch berufliche Zielsetzungen. Allerdings verliert das Buch merklich an Schwung durch die vielen Redundanzen und die oftmals allzu biologistischen Wir-Frauen-Sentenzen, die noch von Jäger- und Sammlerargumenten (Männer, die „sich heute weigern zu streuen, sich zu verbreiten, vermehren“, [203]) überboten werden. Allzu störend wirken auch die von Frau von Welser – unbewusst oder nicht – hervorgerufenen Opferdiskurse (Frauen als Verliererinnen) auf der einen und die tendenzielle Sündenbock-Suche auf der anderen Seite („Erst seit die Renten der Männer unsicher sind, seit die Männer Angst haben, wir würden aussterben [...] sind sie bereit, auf politischer Ebene etwas zu verändern“ [191]). Glücklicherweise werden diese von den Gesprächspartnerinnen nicht aufgenommen oder zurückgewiesen. Insgesamt hätte dem Buch eine Reduktion der besprochenen Themen (angefangen von Arbeit, Armut, Bulimie, ungleiche Entlohnung, über Schwierigkeiten bei der Vereinbarkeit Beruf/Familie, ungerechtes Steuerrecht, Bildung und Kündigungsschutz, bis hin zu subventionierter Hausfrauenehe, weiblicher Machtstil, Nachbarländer als Vorbilder in Sachen Gleichberechtigung usw.) gut getan. Die in dem anonymen Gesprächskreis von und den einzelnen Texten über namenlose Frauen verbreiteten Allgemeinplätze tragen zudem dazu bei, Stereotype aufrecht zu erhalten statt diese zu beseitigen.