Das Inkrafttreten des Montanvertrages hat sich im Juli 2002 zum fünfzigsten Mal gejährt. Anlass für Bayer, sich in diesem Essay mit dessen Entstehung in der Vertragskonferenz von Paris, den drei wichtigsten Akteuren - USA, Frankreich und Deutschland -, deren Konzepten und Besonderheiten ihrer Montanwirtschaften und dem politischen Umfeld zu beschäftigen und zu fragen: Warum wurde der Vertrag über die Europäische Montanunion 1951 geschlossen? Warum wurde diese institutionelle Struktur gewählt? Welche wirtschaftstheoretischen Ausrichtungen sind im Vertrag wirksam geworden? Bayer untersucht nicht nur den Inhalt des Montanvertrages auf seine Ursprünge hin, sondern beleuchtet auch den politischen Stellenwert besonders für die Bundesrepublik und für Europa insgesamt. Er weist daraufhin, dass viele Strukturmerkmale der Montanunion - etwa die Hohe Behörde als Vorläuferin der Kommission, die Prinzipien der Gleichbehandlung und der Marktöffnung oder die Wettbewerbspolitik - in den späteren Gemeinschaftsverträgen grundsätzlich erhalten geblieben sind. Abschließend nimmt der Autor eine politische Bewertung der wirtschafts- und strukturpolitischen Leistung der Union vor: "Für Europa insgesamt trug der Vertrag zur Vertrauensbildung zwischen Frankreich und Deutschland bei; dadurch wurde er zu einer Grundlage ihrer späteren, für die Integration unverzichtbaren Achse." (108) Denn die sechs Gründerstaaten verzichteten freiwillig auf einen Teil ihrer Souveränität zugunsten einer neuen, überstaatlichen Ordnung. Die Montanunion wurde zur Keimzelle der Europäischen Union. Aus dem Inhalt: 2. Die erste Phase der Vertragskonferenz, Juni-Juli 1950; 4. Die zweite Phase der Vertragskonferenz, September 1950-April 1951; 5. Der EGKS-Vertrag; 6. Ratifikation und Klärung der Sitzfrage; 7. Anfangsbelastungen für den Gemeinsamen Markt.