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/ 22.06.2013
Joanna Pfaff-Czarnecka

Zugehörigkeit in der mobilen Welt. Politiken der Verortung

Göttingen: Wallstein Verlag 2012 (Das Politische als Kommunikation 3); 110 S.; brosch., 9,90 €; ISBN 978-3-8353-1039-1
Wie Pfaff-Czarnecka in ihrem Essay deutlich macht, kam bereits Anfang des 19. Jahrhunderts eine kontroverse Debatte zwischen bekannten Persönlichkeiten auf, mit der Fragen der Zugehörigkeit und des Heimatgefühls thematisiert wurden. In Zeiten von Globalisierung, Migration und gesellschaftlicher Pluralisierung stellt sich die Frage der Zugehörigkeit nun drängender denn je, allerdings mangelt es vor allem im deutschsprachigen Raum an neuen und die Probleme moderner Gesellschaften einfangender Veröffentlichungen. Zu diesem noch unterbelichteten Bereich der Zugehörigkeit, ihren Schwierigkeiten und Paradoxa möchte Pfaff-Czarnecka deshalb einen Beitrag leisten. Sie plädiert zunächst dafür, den Begriff der Zugehörigkeit dem der Identität vorzuziehen und definiert ihn als „eine emotionsgeladene soziale Verortung, die durch das Wechselspiel (1) der Wahrnehmungen und der Performanz der Gemeinsamkeit, (2) der sozialen Beziehungen der Gegenseitigkeit und (3) der materiellen und immateriellen Anbindungen oder auch Anhaftungen entsteht“ (12). Diese kurze Definition und die Implikationen von Zugehörigkeit auf sozialer und individueller Ebene entfaltet die Autorin dann in Kapitel II, III und IV. Sie kommt nach ihrer Erörterung zu dem Schluss, dass Zugehörigkeit nur multipel gedacht werden kann und eine komplexe Dimension unserer menschlichen Existenz ist, die zwischen kollektiven Einbindungen und biografischen Determinanten oszilliert und genau dadurch verunsichern, herausgefordert und leidenschaftlich verteidigt werden kann. Durch ihr breites Verständnis gelingt es der Autorin, die Zugehörigkeitsdebatte nicht nur auf lokale Wechsel zu beschränken und vorrangig Migration in den Blick zu nehmen, sondern Zugehörigkeit wird auch bei „Alteingesessenen“ zum Thema, wenn sie auf neue Lebensumstände und geänderte gesellschaftliche Verhältnisse reagieren müssen. Dadurch sind alle Menschen mit den Herausforderungen einer potenziellen „Entortung und Entbettung“ (15) konfrontiert und werden von der Autorin berücksichtigt. Am Schluss ihres Essays präsentiert die Autorin innovative Zugehörigkeitsansätze von liberalen und kommunitaristischen Vertretern, die sich jenseits von nationalstaatlichen, statischen und ethnischen Kategorien bewegen und neue Möglichkeiten der Grenzüberschreitung und Selbstverortung bieten.
Ines Weber (IW)
M. A., Politikwissenschaftlerin (Kommunikationswissenschaftlerin, Psychologin), wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.23 Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: Joanna Pfaff-Czarnecka: Zugehörigkeit in der mobilen Welt. Göttingen: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/35138-zugehoerigkeit-in-der-mobilen-welt_42299, veröffentlicht am 12.07.2012. Buch-Nr.: 42299 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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