Frauenarchive und -bibliotheken verstehen sich bis heute als Gedächtnis, Speicherort und als lebendige Zentren der Frauenbewegung. Nach wie wir vor gibt es keine Geschlechtergerechtigkeit in der deutschen Erinnerungskultur, der Geschichtsschreibung und der Bewahrung von Geschichte. Was als erinnerungswürdig und dementsprechend bewahrenswert für die nachfolgenden Generationen erachtet wird, folgt immer noch einem stark androzentrisch geprägten Blick. Dies bedeutet, dass sich Frauenarchive und -bibliotheken überwiegend selbst um die Kollektion und Erhaltung von Dokumenten, Materialien und Nachlässen der Alten und Neuen Frauenbewegung sowie der nichtstaatlichen DDR-Frauenbewegung kümmern müssen – bei gleichzeitig eingeschränkter öffentlicher Finanzierung. Ein solches Archiv ist das Feministische Archiv in Marburg, das 1990 von einer Gruppe frauenpolitisch interessierter Marburger Studentinnen gegründet wurde. Das Buch dient einerseits dazu, auf die allgemeinen historischen Rahmenbedingungen für Frauenarchive und -bibliotheken wie auch auf die Geschichte des Marburger Frauenarchivs sowie seiner verschiedenen Angebote und Nutzungsmöglichkeiten hinzuweisen. Andererseits versteht sich das Buch als Warnung, die bestehenden (finanziellen) Bedrohungen des Archivs ernst zu nehmen und die wenigen erreichten geschlechterpolitischen Errungenschaften nicht zu gefährden und damit das Thema „Frauen“ als erledigt abzutun. Besonders ist dieses Buch den öffentlichen und privaten Einrichtungen zu empfehlen, die sich die Förderung der Gleichberichtigung der Geschlechter auf die Fahnen geschrieben haben: Denn aus den Rückschlägen und Barrieren der feministischen Archivarbeit lassen sich Lehren, und aus dem Durchhaltewillen und Engagement Perspektiven für die eigene Arbeit ableiten.