Kern der Studie und zugleich der interessanteste Teil sind zwei qualitative Interviews, die die Autorin mit je einer deutschen und einer französischen Migrantin muslimischen Glaubens geführt hat. Diese beiden Interviews werden methodisch genau reflektiert, inhaltlich sorgfältig wiedergegeben, plausibel interpretiert und mit Ergebnissen anderer Untersuchungen zu diesem Thema unterfüttert. Trotz der durchaus unterschiedlichen Vorstellungen zu Fragen von Glauben und Tradition ähneln sich die beiden interviewten Frauen darin, dass ihre Entscheidung, das islamische Kopftuch zu tragen, weder als Akt der Fremdbestimmung noch gar des islamischen Fundamentalismus interpretiert werden kann. Damit bestätigt die Untersuchung das Ergebnis anderer Autorinnen, dass gerade in der zweiten Einwanderergeneration das Kopftuch Symbol „für eine kulturell gemischte Identität [...] sein und zum Instrument einer individuellen und autonomen, ‚westlichen’ Identitätsbildung werden“ (164) kann. Zur Einbettung der beiden Interviews gibt Pape zunächst einen Überblick über die Bedeutung des Kopftuchs im Islam sowie über den Kopftuchstreit in Deutschland und Frankreich. Diese Kapitel bieten nur einen knappen Überblick über wesentliche Punkte, verbleiben partiell an der Oberfläche und geben zudem nur den Stand bis ca. Herbst 2004 wieder. Ein Kapitel über maghrebinische Einwanderer in Deutschland und Frankreich soll zudem dazu dienen, die beiden Interviews in den spezifischen deutschen und französischen Kontext einzubetten. Dies gelingt angesichts der Kürze nicht überzeugend – so werden die unterschiedlichen Integrationskonzepte beider Länder auf nur je einer Seite vorgestellt.