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/ 21.06.2013
Regine Gildemeister / Angelika Wetterer (Hrsg.)

Erosion oder Reproduktion geschlechtlicher Differenzierungen? Widersprüchliche Entwicklungen in professionalisierten Berufsfeldern und Organisationen

Münster: Westfälisches Dampfboot 2007; 215 S.; 29,90 €; ISBN 978-3-89691-642-6
Die Autoren untersuchen, ob sich geschlechtsspezifische Struktur- und Handlungsmuster im Verlauf der vergangenen Jahre aufgeweicht oder eher gefestigt haben. Gefragt wird nach dem Zusammenhang zwischen geschlechtlichen Differenzierungen und den für Hierarchisierungsprozesse verantwortlichen Ursachen, betrachtet vor dem Hintergrund einer steigenden Bedeutung der Gleichberechtigungsnorm. Die Beiträge gehen auf ein von der DFG gefördertes Forschungsschwerpunktprogramm mit dem Thema „Professionalisierungen, Organisation, Geschlecht. Zur Reproduktion und Veränderung von Geschlechterverhältnissen in Prozessen sozialen Wandels“ zurück. Als Ergebnis der Analysen verschiedener Berufsgruppen (Polizei, Familienrichter, Unternehmungsberater) lässt sich eine Gleichzeitigkeit von Wandel und Bestand konstatieren, was nicht als Widerspruch zu verstehen ist. Die Geschlechtsdifferenz ist zwar nicht unwichtiger, dafür aber die Geschlechterungleichheit kontextabhängiger und damit brüchiger geworden. Ein Beispiel für die Veränderung der Geschlechterverhältnisse bei relativem Stillstand der nahezu unberührten beruflichen Organisation sind die Doppelkarrierepaare. Diese leben einerseits den Wandel der Geschlechterarrangements in der eigenen Beziehung. In Fragen des schwierigen „Vereinbarkeitsmanagements“ (203) von Beruf und Familie werden sie jedoch auf tradierte Geschlechterstereotype zurückgeworfen. Die Gleichheit in der Beziehung wird also durch die in vielen deutschen Organisationen/Unternehmen noch immer vorherrschenden Geschlechtsrollenerwartungen unterminiert. Als übergeordnetes Fazit der Beiträge lässt sich folglich festhalten, dass sich die Bedeutung der Geschlechterdifferenzen in Organisationen nur bedingt verändert hat. An der beruflichen (Lohn-)Ungleichheit der Geschlechter lassen – trotz vieler gesellschaftspolitischer Fortschritte – die Ergebnisse dieses Bandes keinen Zweifel.
Eva Voß (EV)
Dr., Politikwissenschaftlerin, Senior Referentin für Diversity Management bei der Bertelsmann AG.
Rubrizierung: 2.36 Empfohlene Zitierweise: Eva Voß, Rezension zu: Regine Gildemeister / Angelika Wetterer (Hrsg.): Erosion oder Reproduktion geschlechtlicher Differenzierungen? Münster: 2007, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/27171-erosion-oder-reproduktion-geschlechtlicher-differenzierungen_31744, veröffentlicht am 25.06.2007. Buch-Nr.: 31744 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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