Die Beiträge des Bandes gehen auf eine im Juni 2005 abgehaltene Arbeitstagung unter dem Titel „Lebenslaufpolitik und Langzeitkonten – Aufgaben für Forschung und Politik“ am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung zurück. Anstoß für die Tagung bildeten die auf einer Konferenz der Heinrich-Böll-Stiftung diskutierten Eckpunkte zur Arbeitszeitpolitik, die von Bündnis 90/Die Grünen 2005 in ihrem Parteiprogramm verabschiedet wurden. Lebenslaufpolitik ist eine in der Praxis der Unternehmen stark zwischen Arbeitgeberparteien und Personalräten umkämpfte Strategie zur Entwicklung und Potentialförderung von Arbeitnehmern. Vor dem Hintergrund erodierender (männlicher) Normallebensläufe (Ausbildung, Vollzeitbeschäftigung, Ruhestand) ist der Einbezug aller Lebensbereiche und nicht die ausschließliche Fokussierung auf die Sphäre der Erwerbsarbeit als Grundlage für eine „langfristige, gesamtgesellschaftliche Ressourcenbetrachtung“ (12) unerlässlich. Die ganzheitliche Betrachtung eines Menschen, der Zeit seines (Arbeits-)Lebens verschiedenen Übergangsprozessen und Versorgungsansprüchen ausgesetzt ist, führt nicht nur zu einer Ökonomisierung personeller Ressourcen in den Unternehmen, sondern auch zur Erhöhung der individuellen Lebensqualität. Unterteilt in drei Rubriken, gehen die Autoren sowohl auf die theoretischen Grundlagen von Lebenszeitpolitik, als auch auf die Politikfelder und individuellen Lebensbereiche ein, die sich auf die Gestaltung der Lebensläufe auswirken (Vereinbarkeit von Familie und Beruf, lebenslanges Lernen etc.). Im letzten Block werden dann vor allem die Vor- und Nachteile von Langzeitkonten diskutiert und abschließend mit dem Ausblick auf mögliche Zukunftsmodelle kombinierter Lebenslaufpolitik verknüpft. In diesem Band wird erstmals im deutschsprachigen Raum der aktuelle Forschungsstand zur Lebensarbeitszeit und deren privater wie beruflicher Gestaltung versammelt und darüber hinaus einen Blick auf die Erfahrungen anderer Länder wie die Niederlande und Belgien geworfen.