Das Buch geht auf ein Kolloquium des Deutsch-Italienischen Zentrums Villa Vigoni mit Unterstützung der DFG im Jahr 2003 zurück. Anlass war die noch fehlende vergleichende Erforschung der unterschiedlichen Aufarbeitungsformen des Nationalsozialismus und Faschismus in Deutschland und Italien. Während in beiden Ländern jeweils sehr profunde Auseinandersetzungen mit dem Nationalsozialismus bzw. Faschismus unter Einbeziehung unterschiedlicher Disziplinen existieren, steckt die wissenschaftliche Bearbeitung des Umgangs mit und der Erinnerung von Diktatur und Krieg in Gesellschaft, Wissenschaft und Staat nach 1945 aus komparatistischer Sicht noch in den Anfängen. Ziel des Sammelbandes ist zu diesem Zwecke allerdings nicht der Vergleich zwischen den Diktaturen, sondern die Suche nach Ähnlichkeiten und Unterschieden in den die Nachkriegsgeschichte prägenden Strukturen in Deutschland und Italien. So finden sich beispielsweise Differenzen in der Beschäftigung mit dem Fortleben der diktatorischen Machtapparate und Eliten. Die deutsche Forschung hat hierzu bereits umfangreiche Wissensbestände geschaffen, die den Übergang nationalsozialistischer Eliten in demokratische Verhältnisse dokumentieren. Dieser Aspekt ist in der italienischen Historiographie bislang wenig systematisch aufgearbeitet worden. Dagegen hat sich die italienische Forschung sehr viel umfassender mit der als zu gering eingeschätzten Aufarbeitung der faschistischen Verbrechen durch die Justiz beschäftigt. Angesichts dieser und weiterer Unterschiede in der Vergangenheitsbewältigung und Erinnerungspolitik fiel das Fazit der Tagung eindeutig aus: Die deutsch-italienischen Divergenzen sind nicht nur erheblich, vielfach besteht auf beiden Seiten noch starker Aufholbedarf, dessen Erkenntnisnutzen aber wichtige Impulse für das europäische Geschichts- und Selbstverständnis liefern wird. Dazu leistet dieser Sammelband bereits einen essenziellen Beitrag.